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Saalekreis Saalekreis: Jubiläum im Uno-Jahr

Von regina retzlaff 03.06.2012, 17:55

Barnstädt/MZ. - "Die Vereinten Nationen haben 2012 als Internationales Jahr der Genossenschaften ausgerufen, um auf die weltweite Bedeutung von Genossenschaften aufmerksam zu machen. Da passen wir ja mit unserem 60-jährigen Bestehen ganz gut rein", schmunzelt Ralf Hägele, der Vorstandsvorsitzende des Agrarunternehmens Barnstädt, das eine eingetragene Genossenschaft mit rund 300 Mitgliedern ist. Am kommenden Samstag, 9. Juni, wird man dieses 60-Jährige beim Tag des offenen Hofes in Altweidenbach auch tüchtig feiern.

Sechs oder acht kleine Bauern haben 1952 die Genossenschaft gegründet. "Keiner der Gründer ist dazu gezwungen worden, auch wenn man später von der Zwangskollektivierung sprach", sagt Hägele heute. "Das alles gehört zu unserer Geschichte, der wir uns stellen." So wie die dann ziemlich erfolgreich arbeitenden Landwirtschaftlichen Produktionsgenossenschaften (LPG), die, wenn sie gut gewirtschaftet hatten, Geld und auch Ansehen besaßen und sich in den Dörfern auf vielfältige Weise engagierten. "Zum Schluss wurde da aber auch nur noch der Mangel verwaltet", erinnert sich Hägele an die letzten Jahre der DDR. Als die Wende kam, hieß es in den Genossenschaften, die Betriebe zu retten. Das passierte schließlich durch den Zusammenschluss dreier LPG (Pflanzenproduktion Barnstädt und jeweils Tierproduktion Nemsdorf-Göhrendorf und Esperstedt-Dornstedt) zum Agrarunternehmen Barnstädt im Januar 1991. Damals hatten noch um die 2 000 Menschen in Lohn und Brot gestanden. "Das Schlimmste ist für mich gewesen, den vielen Rentnern, die noch im Betrieb tätig waren, zu sagen, dass sie nun nicht mehr zur Arbeit kommen sollen", erinnert sich Hägele an eine seiner ersten Tätigkeiten nach der Neugründung.

Heute sind etwa 180 Menschen im Unternehmen beschäftigt, das in den 22 Jahren seines Bestehens weiter gewachsen ist. "Vor 15 Jahren haben wir die Etzdorfer Schweinemastanlage gekauft, vor zehn Jahren die von Bad Lauchstädt übernommen, vor zwei Jahren die von Langeneichstädt und in diesem Jahr hat die Agrar GmbH Albersroda ihre Schweinemast an uns übergeben. Niemand will sich mehr damit befassen. Das ist eigentlich traurig. Doch so lange der Ackerbau weiter überfördert wird, die Tierproduzenten sich aber dem Wettbewerb stellen müssen, wird sich das nicht ändern", ist sich der Landwirt sicher. Auch das sei ein Grund gewesen, dass das Barnstädter Unternehmen vor vier Jahren aus dem Bauernverband ausgetreten ist. "Wir fühlten uns da nicht mehr gut vertreten."