Saalekreis Saalekreis: Hexen, Nonnen, Geisterjäger
QUERFURT/MZ. - Die spitzen Schreie sind bis vors Haus zu hören. Wer durchs Fenster schaut, sieht eine Frau mit wirrem Haar - eine Nonne -, die in einem Bett wie besessen strampelt. Eine Magd tupft ihr den Schweiß von der Stirn und ein Prälat schlägt das Kreuzzeichen. Ein Kameramann filmt diese skurrile Szene, noch eine Nahaufnahme. Dann ist diese Szene im Kasten.
Im Bauernmuseum und auf der Burg Querfurt wurden in diesen Tagen die letzten Szenen für "PSI - Die Geisterjäger" gedreht. "Wenn alles gut geht, wird unser Pilotfilm für die Serie noch in diesem Jahr gesendet", sagte Autor und Regisseur Dirk Scharrer der MZ.
Mit seinem Team von der Hamburger Filmfirma "Stampfwerk" hat er fünfeinhalb Tage ausschließlich in Mitteldeutschland - in Naumburg, Goseck, Schulpforte und eben in Querfurt - gedreht. "Eigentlich hatten wir 18 Tage eingeplant, aber wir waren einfach unglaublich schnell", lächelt Scharrer, dessen Film so ziemlich alles hat, was derzeit im Filmgeschäft angesagt ist.
PSI erinnert vom Titel her irgendwie an CSI. Außerdem erzählt der Film eine mystische Geschichte, die in einem Internat in der Jetzt-Zeit spielt, in dem plötzlich unerklärliche Dinge passieren - Telefone fangen an zu klingeln ohne dass jemand angerufen hat, und im nahen Wald wird ein bewusstloses Mädchen mit Vampir-Bissspuren gefunden. Ein junger Mann, der offenbar an okkulten Treffen teilgenommen hat, spielt ebenfalls eine Rolle. Die Geisterjäger werden gerufen, um diesen Fall aufzuklären. "Da es in unserem Film eben auch um Geister geht, haben wir extra Fachleute für paranormale Phänomene zu Rate gezogen, um das alles auch zu unterlegen", erklärte Scharrer.
Denn was so aufregend ist: In diesem Fall gibt es scheinbar Verbindungen zu einem tatsächlichen Fall aus dem 18. Jahrhundert - dem der Nonne Maria Renata Singer von Mossau, die eines der letzten deutschen Opfer der Hexenverfolgung war und im Jahr 1749 auf der Festung Marienberg zunächst enthauptet - das war ein Zeichen der Milde - und erst dann verbrannt worden war. Auf Burg Querfurt wurden ausschließlich die Szenen für die historischen Teile des Films gedreht, in denen Schauspielerin Teresa Baumert (26) aus Hamburg, die Rolle der Nonne und Hexe Renata spielte.
Das kleine Filmteam war sehr entspannt. Fehlte irgendwo ein Statist für eine Szene, mussten alle mit ran. Ulrike Koch ist eigentlich Requisitenassistentin und spielte die Magd, Benno Bastewka ist eigentlich dafür zuständig, die richtigen Drehorte zu finden, doch für die Szene mit der Hexenverbrennung musste auch er sich ins Leinenhemd werfen. Selbst eine Zuschauerin des Drehs wurde noch in ein Kostüm gesteckt, weil noch jemand fehlte, um die geköpfte Nonne zum Scheiterhaufen zu tragen. "Wie wär's Frau Habermann?", fragte Regisseur Dirk Scharrer freundlich und Ursula Habermann ließ sich nicht lange bitte.
Ursula Habermann (63) hatte eigentlich nur ihren Mann Hans-Jürgen (65) begleitet, der an diesem Tag als Komparse den Prälaten mimte. Der Naumburger hat schon in der Serie "Lasko - die Faust Gottes" und neben Francis Fulton-Smith eine kleine Rolle in "Ihr Auftrag, Pater Castell" gespielt. "Das heute war toll", meinte Ursula Habermann nach dem Dreh. Mit Sicherheit wird sie sich den fertigen Film ansehen, der vermutlich noch im Herbst auf RTL 2 gesendet wird.