Saalekreis Saalekreis: Grüße von "Elle" an die Querne
Querfurt/Karlstadt/MZ. - "Besuch aus Querfurt ist da." Erstaunt blickt Martina Götz auf die Gäste, die sich da vor ihrem Schreibtisch in der Lokalredaktion Karlstadt der "Main-Post" eingefunden haben. "Die Kollegin aus Querfurt", erkennt sie nach einigem Zögern. "Na klar, wir haben uns doch kennengelernt vor drei Jahren, als ich in Querfurt auf Dienstreise war", schickt sie hinterher um sich dann zu entschuldigen dafür, dass erst noch die aktuelle Ausgabe fertiggestellt werden muss. Die Kollegin versteht, und so kommt eine Verabredung zum Essen und Schwatzen am Abend in der Innenstadt zustande.
Die ist immer noch so schön wie vor 16 Jahren, als die MZ-Redakteurin zum ersten und letzten Mal auf Dienstreise in Querfurts Partnerstadt war. Nein, sie ist wohl noch viel schöner geworden. Schon damals beeindruckten die liebevoll sanierten Fachwerkhäuser und die Freundlichkeit der Menschen. Aber damals war erst der erste Abschnitt der Altstadtsanierung fertiggestellt. Damals hatte der amtierende Bürgermeister Karl-Heinz Keller (SPD) davon gesprochen, wie der Stadtrat mit den Bürgern "kämpfen" musste, um zum Beispiel den Verkehr vollständig aus der Innenstadt zu nehmen. "Darüber spricht heute keine mehr. Das ist alles selbstverständlich geworden. Es gibt doch an der Peripherie der Altstadt so viele Parkmöglichkeiten, dass man zu Fuß auch ganz flink an den Stellen ist, die man aufsuchen möchte", winkt Martina Götz ab.
Unter einem großen Sonnenschirm direkt vor dem alten Rathaus (in dem heute nicht mehr regiert wird, dafür gibt es einen Neubau außerhalb des Altstadtkerns) kann man sich gemütlich niederlassen und die Karlstädter beobachten. In der Hauptstraße reiht sich Lokal an Lokal. Alle haben im Sommer Außensitze. Alle sind gut belegt. "Es sind schon auch viele Touristen. Aber heute beginnt das Weinfest des Sportvereins auf dem Markt. Da kommen auch die Karlstadter her", erklärt die Journalistin, die seit über 30 Jahren die Lokalberichterstattung aus Karlstadt für die Main-Post macht.
Und die, die vor Jahren zugezogen sind, so wie Martina Götz, die gebürtige Berlinerin ist, und wie die "Elle", die just in diesem Moment auftaucht. Die einstige Querfurterin hatte 1995 einen Karlstadter Karnevalisten geheiratet und war zu ihm gezogen. Inzwischen ist sie Witwe. "Aber Karlstadt verlassen - nee, das kann und will ich nicht. Aber schöne Grüße auch an alle Querfurter", sagt sie und stürzt sich mit Freunden ins Festgetümmel. Auf der Bühne steht die Familie Hain - eine einheimische Band, die vor einigen Wochen bei einer Show im Fernsehen für Furore sorgte. Bei "The winner ist..." kamen Lucas, Felix und Vater Rainer Hain bis ins Finale. Die "Elle" winkt den Jungs oben zu. "Na, die machen doch bei uns im Karneval auch mit", sagt sie, die ihre Brötchen im "Chez Michel" verdient. Der Einheimische würde sagen: Sie schafft dort.
Martina Götz hat inzwischen bei Stavros, dem griechischen Wirt des "Ratskeller", eine Zeitung geholt. "Karschter Gasthaus" haben die Karlstadter Wirte ihre Zeitung genannt, die sie kostenlos unters Volk bringen. Sie stellen sich darin vor und bieten anderen Gewerbetreibenden die Möglichkeit, sich per Anzeige mit einzubringen. "Sie versuchen eben alles, um die Leute in ihre Restaurants zu bringen", erklärt die Redakteurin, die selber im Ortsteil Mühlbach wohnt. Der liegt unmittelbar hinter der Mainbrücke, über die sich der Verkehr zwängt. "Es gibt an dieser Stelle eine Vereinbarung zwischen Fußgängern und Radfahrern", erzählt sie, als wieder und wieder lautes Klingeln die Fußgänger zur Seite bittet. "Weil es so gefährlich ist, hat man sich geeinigt, dass auf der Brücke und der davorliegenden Straße der Fußweg von den Radlern mit genutzt werden kann. Die klingeln dann und bekommen freie Fahrt. Das klappt ganz prima."
Von der Mainbrücke führt eine Treppe direkt hinunter an das Ufer des Flusses. Hier kann man ausgedehnte Spaziergänge über sehr gepflegte Wege und Wiesen entlang des Ufers unternehmen. Zum Ausruhen finden sich zahlreiche Bänke. Von denen aus fällt der Blick immer wieder auf die Ruinen der Karlsburg, die im Bauernkrieg zerstört und nicht wieder aufgebaut wurde. "Von dort oben hat man einen wunderbaren Blick auf die Stadt", schwärmt Martina Götz, die dann noch die Schritte der Besucher ans obere Stadttor lenkt. An der Stadtmauer findet sich dort eine Sandsteintafel, die der Gatterstädter Bildhauermeister Andreas Herttan schuf und die der Städtepartnerschaft Querfurts mit Karlstadt gewidmet ist. "Na, ohne Euren Konrad von Querfurt würde es Karlstadt in der heutigen Form ja wohl nicht geben", schmunzelt Martina Götz. Er war um 1200 Bischof in Würzburg und hat die Stadt am "Reißbrett" planen und bauen lassen.
Karlstadt am Main ist heute ganzjährig geöffnet und das nicht nur für Städtepartner.