Saalekreis Saalekreis: Ganzes Dorf will dem Winter den Garaus machen
SPERGAU/MZ. - Jedes Jahr am ersten Februar-Sonntag hält es fast alle Spergauer nicht sehr lange im warmen Bett. Dann wird wieder der Winter ausgetrieben. Ab 4 Uhr morgens beginnt das auf einen heidnischen Brauch zurückgehende Fest. Dann sind als erstes die "Zigeuner" im Ort unterwegs und wecken die Bewohner. Eine Stunde später beginnt dann traditionell das Wecken mit Trompeten. Damit wird auch die letzte Schlafmütze wach gemacht.
Um punkt 6.45 Uhr trifft sich dann die komplette Lichtmess-Gesellschaft. Bis auf sechs Küchenmädchen und drei Figurengruppen besteht sie komplett aus Spergauer Junggesellen. Gemeinsam geht es zum Bäckerplatz, wo ein riesengroßes Feuer brennt, das im Dunkeln wirklich sehr imposant wirkt. Hier spielt die Kapelle die ersten Lieder, und spätestens jetzt sind die letzten putzmunter.
Die Lichtmess-Gesellschaft besteht aus verschiedenen Einzel-Figuren und Gruppen, die hierarchisch geordnet sind. Die wichtigsten Personen sind die Küchenburschen, die für die Organisation verantwortlich sind. Dann folgen Läufer und Registrator, die den Zug durch den ganzen Ort anführen. Nachdem alle gemeinsam auf dem Bäckerplatz geschunkelt und Lieder gesungen haben und die Zigeuner samt Pflug durchs Feuer gelaufen sind, beginnt der so genannte Heischegang. Dabei besucht die gesamte Lichtmess-Gesellschaft die Spergauer in ihren Häusern oder auf den Höfen - insgesamt sind dies etwa 120 Verabredungen. Dort treiben die Mitwirkenden dann Eier, Milch und Wurst ein und bieten Waren zum Verkauf an.
Zwischen den großen Figuren sieht man seit einigen Jahren auch ganz kleine, bunt geschmückte, Schwarzmacher und Küchenmädchen. Die Spergauer Kinder, die noch nicht in die Schule gehen und deshalb bei der Kleinen Lichtmess eine Woche vorher noch nicht teilnehmen dürfen, begleiten zusammen mit ihren Eltern die Gesellschaft. Unter ihnen ist auch der sechsjährige Christopher. Sein Vater, Sebastian Rohde, ist gebürtiger Spergauer und war zuletzt als Sänger bei der Lichtmess dabei. "Es ist toll zu sehen, dass diese Tradition den Kindern auch so viel Spaß bereitet. Da denke ich schon wehmütig zurück und würde selbst gern wieder ins Kostüm schlüpfen", verrät der Familienvater.
Bei Sonja Ermer und ihrer Mutter geht es nun endlich los. Einige Freunde sind dabei, als der Läufer, der übrigens symbolisch den Frühling begrüßen soll, endlich eintrifft. Inzwischen ist es schon hell geworden. "Ich stamme aus Spergau, aber Teilnehmer der Lichtmess war ich leider nie", bedauert die Leiterin des Spergauer Kindergartens. Umso mehr freut es sie da, dass ihre Tochter Lisa in diesem Jahr eines der Küchenmädchen ist.
Nach und nach besuchen die einzelnen Figuren nun den Hof. Die Eierfrauen bekommen Eier, der Guckkastenmann verdient Geld mit seinem selbst gestalteten Guckkasten. Nachdem die Wurststangenträger vorbei sind, kommt auch der Bärenführer mit dem Erbsbär vorbei. Symbolisch steht dieser für den Winter, der nun dem Frühling Platz machen soll.
Am Abend werden sich dann alle nochmals im Gasthof versammeln, um das Fest gemeinsam ausklingen zu lassen und sich schon auf die nächste Spergauer Lichtmess zu freuen.