Saalekreis Saalekreis: «Die Kirche nimmt uns keiner weg»
Bad lauchstädt/MZ. - "Wehret den Anfängen", sagen sich Dieter Röder, Jörg Schröder und ihre Mitstreiter aus dem Bad Lauchstädter Ortsteil Schotterey. Denn sie haben da so einige Gerüchte gehört, die ihnen sauer aufgestoßen sind. Es geht um die Kirche in dem bis Anfang der 1950er Jahre eigenständigem Ort.
Ein Gotteshaus romanischen Ursprungs, in seiner heutigen Gestalt vermutlich Ende des 15. Jahrhunderts erbaut. Die Ausstattung ist schlicht, weiße Wände, weiße Decke, der einzige Schmuck ist der Altar. Die Orgel auf der Empore lässt sich noch spielen. Eine eigene Gemeinde besteht schon lange nicht mehr, die evangelischen Christen aus Schotterey gehören zur Lauchstädter Kirchgemeinde.
Zu Heiligabend drängen sich die Leute, an normalen Sonntagen kann jeder Gottesdienst-Besucher wenigstens eine ganze Bankreihe für sich allein in Anspruch nehmen. Aber solche Probleme gibt es auch anderswo.
Doch das sei, argumentieren Röder und Schröder eindringlich, wohl noch lange kein Grund, die Kirche in aller Stille zu beerdigen. Denn "von Lauchstädt her" hätten sie munkeln gehört, dass man das Gotteshaus eigentlich gar nicht mehr brauche. "Die Kirche nimmt uns keiner weg, die gehört ins Dorf", empören sich die Männer - und wissen, dass sie mit dieser Meinung die meisten Schottereyer hinter sich haben. Deshalb war der etwa zehnköpfigen Gruppe klar: Wir müssen etwas tun.
Und so entstand nicht nur der Plan, einen Verein zur Erhaltung der Schottereyer Kirche zu gründen, sondern sie begannen ganz konkret mit ersten Rettungsmaßnahmen. "Die größten Probleme gibt es mit der Statik und der Nässe", schildern Dieter Röder und Jörg Schröder. So drohte zum Beispiel am Turm an der Westseite das Fenstergewände von oben herauszufallen.
"Der Sandstein war völlig zerfressen", beschreibt Schröder. Inzwischen steht an dieser Stelle ein Gerüst und ein helles Geviert kündet von ersten Veränderungen. "Wir konnten das Gewände ersetzen", freuen sich die Männer.
Unterstützung erhielten sie gleich von mehreren Seiten. Die einheimische Firma Senera Bau hat das Gerüst gestellt und den Einbau übernommen. Das Material dafür sponserte die Steinmetz-Firma Bartholomäus aus Bad Lauchstädt. Der Schottereyer Pfingstburschenverein wiederum finanzierte die sechs Schall-Läden aus Lärchenholz für den Glockenturm und will sie auch fachgerecht einbauen.
Als nächstes will sich der Kirchenrettungsverein in spe mit der Installation von Dachrinnen beschäftigen. "Sehen Sie", zeigt Dieter Röder auf die patschnassen Wände aus Bruchstein und bekommt Sorgenfalten. "Das Wasser läuft direkt an den Wänden entlang und der Sandstein zieht die Nässe an." Dieser Zustand soll sich bald ändern, wenn es nach den Schottereyern geht.
Sie hoffen, dass die ersten Rettungsmaßnahmen Signalwirkung haben, sie weitere Unterstützung - auch finanzieller Art - erhalten. Die Kirche hat aufregende Jahrhunderte überdauert und soll das auch weiterhin.