Saalekreis Saalekreis: Die ersten Mützen waren gesponsert
SCHRAPLAU/MZ. - Vor 30 Jahren waren es Christine Thieme, Anna-Marie Zielezinski und Renate Busch, die die Idee hatten, den Karneval in Schraplau wieder aufleben zu lassen. "Um geeignete Leute zu finden, haben sie damals die Einwohnerkartei durchforstet", erzählt Horst Kirstein, der seit zehn Jahren Präsident des Schraplauer Carnevalsclubs (SCC) ist. Zunächst habe es allerdings kein so großes Interesse gegeben. Doch dann lief es plötzlich, und der erste Elferrat bildete sich. Ihm gehörten Bernd Hellmund, Artur Schneider, Horst Kirstein, Wolfgang Kramer, Jürgen Grafenberger, Werner Zielezinski, Gerd Zuber, Roland Becker, Hermann Schönert, Peter Tischer und Fred März an. Erster Präsident des SCC war Günter Freund.
"Nicht unerwähnt lassen wollen wir Adolf Süße, Werner Thieme und Hugo Knoblauch, die ebenfalls zu den Männern der ersten Stunden gehörten." Schlachtruf wurde das noch heute verwendete "Schrapp-schrapp! Lau-lau!", was in karnevalistischen Kreisen doch eher ungewöhnlich ist. Doch er macht den Karneval in der kleinen Stadt eben auch ungewöhnlich. Bereits im zweiten Jahr hatte der SCC sein erstes Prinzenpaar. Das waren Gudrun und Dieter Büttner.
Noch gut erinnern kann sich der Präsident an die ersten Uniformjacken. Zu tiefsten DDR-Zeiten war es nicht so einfach, die Mitglieder auszustaffieren. "Wir haben Kellnerjacken umarbeiten lassen", erzählt Horst Kirstein schmunzelnd. Die ersten Mützen waren gesponsert und gebraucht. Die närrischen Kollegen aus Bad Kösen hatten sie zur Verfügung gestellt. "Wir haben anfangs auch immer viel Unterstützung vom Kalkwerk und vom Braunkohlenwerk Röblingen bekommen", berichtet der Präsident weiter. "Natürlich war es damals zu DDR-Zeiten gar nicht so einfach, als Karnevalsverein zu arbeiten, denn man musste tüchtig darauf achten, nicht irgendwie anzuecken", erinnert sich Horst Kirstein weiter. Da sei nicht viel gewesen mit "Meinungsfreiheit". Aber das Vereinsleben habe gut funktioniert. Auch weil man damals ohne finanzielle Probleme arbeiten konnte.
Nach der Wende habe man den Verein eintragen lassen und sich eine Satzung gegeben, so wie es nach bundesdeutschem Recht nötig ist, um weiterarbeiten zu können. "Unserem leider viel zu früh verstorbenen Präsidenten der ersten Stunde, Günter Freund, ist es zu verdanken, dass wir so gut über die Wende gekommen und in die BRD hineingewachsen sind", unterstreicht Kirstein. 20 Jahre lang hatte Freund das Zepter in der Hand. Seit zehn Jahren ist es wie schon gesagt Horst Kirstein.
"Wir haben aber nicht nur Karneval gefeiert. Der Verein hat sich auch anderweitig engagiert. Wir haben beim Abriss der ehemaligen Kinderkrippe mitgemacht oder den Melkstand des Agrarunternehmens gestrichen, und wir haben den Saal erhalten. In Zusammenarbeit mit der Verbandsgemeinde haben wir jetzt auch schöne Vereinsräume in der Schule beziehen können", sagt der SCC-Präsident. "Bei uns ist Aschermittwoch längst nicht alles vorbei. Wir organisieren im Sommer immer eine tolle Poolparty in unserem Stadtbad, sind mit dabei, wenn das Handballturnier durchgeführt wird und sind beim Schrappelmarkt eine feste Größe als Betreiber eines eigenen Versorgungszeltes", schildert Kirstein abschließend.