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Saalekreis Saalekreis: Das erste Auto Deutschlands von einem Bad Dürrenberger

Von Cornelia Fuhrmann 22.07.2012, 16:23

bad Dürrenberg/MZ. - Dieser Umstand ärgert Eberhard Richter schon länger: Der Name Johann-Gottfried Borlach (1687 - 1768) sagt in der Region fast jedem etwas, vieles konzentriert sich hauptsächlich auf ihn. Aber wer kennt den Namen Carl Bischof, der ebenfalls Bergrat war? Dabei war es eben jener gebürtige Bad Dürrenberger, der im zarten Alter von 17 Jahren das vermutlich erste Automobil Deutschlands, betrieben mit einer Dampfmaschine, erfand. Das war im Jahr 1829. Carl Benz hatte erst über ein halbes Jahrhundert später, im Jahr 1885, das erste Automobil mit Benzinmotor gebaut.

"Das ist für mich der Dürrenberger schlechthin", sagt Richter, der etwa seit sechs oder sieben Jahren an diesem Thema dran ist und recherchiert. In die Hände spielte ihm dabei ein Brief, den er zufällig erhielt, als er eigentlich etwas über den Erfinder der ersten sächsischen Dampfmaschine, Christian Friedrich Brendel, erfahren wollte. Das Schreiben enthielt überraschenderweise eine Zeichnung von Bischofs Automobil.

Vor zwei Jahren, als das Grabmal von Bischofs Eltern auf dem Alten Friedhof in Bad Dürrenberg auf Initiative des Heimatvereins fertig restauriert war, kam Eberhard Richter die Idee, über den Ingenieur eine Ausstellung vorzubereiten. Das Denkmal für seine Eltern hatte Bischof als Hüttenverwalter in Lauchhammer übrigens selbst gegossen.

"Auch ist er der Erfinder des ersten Gasgenerators überhaupt, eines Holzgasers, der 1851 auf der ersten Weltausstellung in London großes Aufsehen erregte, und er ist Mitbegründer des Vereins Deutscher Ingenieure (VDI)", zählt Richter nur einige Verdienste des fast vergessenen Sohnes der Solestadt auf.

Zudem habe Bischof eine große geologische Sammlung mit Fossilien und Mineralien besessen, die sich nun in Teilen in Dessau sowie in Heidelberg befinde. "Einige Originale davon habe ich ausborgen können, die in den Vitrinen gezeigt werden", sagt Richter.

Hilfe und Informationen erhielt Richter zudem quasi aus erster Hand, nämlich von Nachfahren Bischofs, zu denen er Kontakt aufgenommen hatte. Aber auch aus Literatur in Archiven oder Antiquariaten sammelte er Wissenswertes zusammen. Pünktlich zum diesjährigen 200. Geburtstag Carl Bischofs wurde die Ausstellung dann schließlich fertig.

Die Schautafeln hat Richter eigenhändig gestaltet. Und dabei fokussiert er nicht nur auf Carl Bischof, sondern auch auf dessen Vorfahren, denn die gesamte Familie hat viel geleistet. Sein Vater Johann Andreas Bischof war Salinedirektor in Bad Dürrenberg. "Und auch seine zwei Brüder sowie seine Söhne sind sehr bekannt", sagt Richter. Von letzteren war einer als Architekt für diverse Denkmäler in Leipzig verantwortlich, der andere gilt als Pionier der chemischen Industrie in Anhalt und gründete in Coswig eine Zündholzfabrik.

Die Ausstellung ist noch bis zum 28. Juli im Palmen- und Vogelhaus im Bad Dürrenberger Kurpark zu sehen. Es ist täglich von 10 bis 18 Uhr geöffnet. Der Eintritt ist frei.