Saalekreis Saalekreis: Angebote von Koch bis Winzer
Merseburg/MZ. - Wer hätte es gedacht: 221 freie Lehrstellen in fast allen Branchen gibt es aktuell noch im Altkreis Merseburg-Querfurt. Und das, obwohl das neue Ausbildungsjahr bereits am 1. August, teilweise auch am 1. September, beginnt. Noch immer werden Bürokaufleute, Verwaltungsfachangestellte, Köche, Lagerlogistiker, Floristen, Friseure und Optiker, Maurer, Chemikanten oder sogar Winzer gesucht, um nur einige der Ausbildungsberufe zu nennen.
Auch Hans-Jürgen Thiele und Sven Haeder, die Geschäftsführer des Volkswagen-"Autohauses im Geiseltal" in Braunsbedra, haben noch eine Ausbildungsstelle für einen Kfz-Mechatroniker zu vergeben. Allein, es findet sich kein Lehrling.
Das liege einerseits daran, dass man mit 15 oder 16 Jahren als Realschulabsolvent noch nicht so mobil sei, wissen Carola Graap und Yvonne Pockrandt von der Arbeitsagentur. "Und viele der noch freien Lehrstellen liegen eher im ländlichen Raum", so Graap. Außerdem wissen viele junge Leute nicht, in welche berufliche Richtung sie möchten. "Von Koch bis Kfz-Mechatroniker klafft das auseinander. Dabei wäre es besser, sich auf drei Berufe festzulegen und sich zu diesen umfassend zu informieren", rät Graap. Dafür seien eine frühzeitige Berufsberatung und Praktikum die besten Möglichkeiten.
Andererseits liege es aber auch daran, dass sich das Berufsbild verändert habe, so Haeder. Es werden höhere Anforderungen gestellt als beim früheren Kfz-Mechaniker. "Früher hatte man recht einfache Technik, aber mittlerweile sind die Autos vollgestopft mit Elektronik. Das setzt also ein hohes Maß an Kenntnissen in Mathe, Physik und auch Deutsch voraus", so der Autohaus-Chef. Geboten werde dafür in dem Braunsbedraer Unternehmen eine hochwertige Ausbildung, die auch im Verbund mit Volkswagen möglich sei, so Haeder. Das wiederum bedeute für den Auszubildenden aber die Bereitschaft, neben der Ausbildung in Braunsbedra und der Berufsschule auch die überbetriebliche Ausbildung bei VW mitzumachen. "Dafür muss man flexibel sein und Einsatz zeigen", sagt Haeder, das sei die dritte Voraussetzung. Zuallererst müsse ein Bewerber Interesse mitbringen, dann einen halbwegs ordentlichen Notendurchschnitt mit mindestens einer Drei in Mathe, Physik und Deutsch. Man würde ohne Weiteres auch ein Mädchen in diesem Ausbildungsberuf nehmen. "Wir sind ein kleines Unternehmen, aber wir wollen ausbilden", ergänzt er. Das Team sei allerdings jung, ein Altersproblem gebe es nicht und somit auch keinen "Leidensdruck", so dass man die Möglichkeit habe, zu warten, bis jemand Geeignetes gefunden sei. "Denn eben weil wir recht klein sind, muss der Bewerber auch menschlich ins Team passen". Dann könne es auch mal schnell gehen, wie bei einem Mädchen, dass man ganz spontan als Auszubildende zur Automobilkauffrau eingestellt habe.