Saalekreis Saalekreis: Als wenn Nadeln Flügel wären
MÜCHELN/MZ. - Der Wind pfeift, und stetiger Regen lässt die Pfützen wachsen. "Das Wetter ist natürlich nicht ideal", meint Heiner Ködel. Er ist der amtierende Wehrleiter der Müchelner Feuerwehr und hat am Samstagnachmittag zu einer inzwischen zur Tradition gewordenen Veranstaltung der Brandbekämpfer eingeladen: Es geht den Weihnachtsbäumen der Müchelner an den Kragen.
Zum einen dienen die ausrangierten Schmuckstücke als Brennmaterial für das Neujahrsfeuer am Gerätehaus, zum anderen halten sie als Wurfgeschosse her. Bereits zum fünften Mal veranstaltet die Wehr den Tannenbaum-Weitwurf-Wettbewerb. Die Regel ist einfach: Wer den bereitgestellten Baum am weitesten durch die Luft befördern kann, gewinnt.
Obwohl die "Kampfbahn" vorbereitet ist, mit Markierungsspray die Meter-Marken gesetzt sind und die Wurfobjekte bereitstehen, traut sich niemand so recht an die nassen Bäume heran. Auch die zu Besuch gekommenen Kameraden aus Oechlitz und Langeneichstädt halten sich mit den sportlichen Darbietungen zurück.
Schließlich fasst sich der Müchelner Volker Kempf ein Herz und legt vor: Über vier Meter gilt es nun zu schlagen. Unterdessen klärt Daniel Thielemann die genauen Wettkampfbedingungen. Das stumpfe Ende des Baumes wird gezählt. Wo es zum Liegen kommt, wird gemessen. Thielemann probiert es anschließend gleich selber und überbietet Kempf um einige Zentimeter. Da die Brandbekämpfer weder feuer- noch wasserscheu sind, scheint das Eis nun gebrochen. Vielleicht liegt es aber auch am nachlassenden Regen, dass sich nun doch immer mehr Werfer an die Abwurflinie trauen. "Wir wollen den Müchelnern etwas bieten, das den Ort mit Leben erfüllt", sagt Ködel angesichts der eintreffenden Gäste im Wehrhaus oberhalb der Stadt.
Unterdessen haben die Kameraden auch den riesigen Berg alter Christbäume entzündet. Trotz des nassen Wetters erstrahlen die Bäume so nun ein letztes Mal im hellen Schein. Doch auch neben der Werfer-Bahn lodern die Flammen. In einer großen Feuerschale brennen einige Scheite. Wer von den Müchelnern vorbeikommt und noch einen nadligen Gesellen dabei hat, wirft ihn in die Flammen und kann sich dafür einen Gratis-Glühwein im Gerätehaus abholen.
Dort haben die Kameraden Platz geschaffen. Während drinnen Bierbänke und ein Tresen stehen, mussten die Fahrzeuge draußen parken. Unter dem Dach lassen sich die zahlreichen Gäste auch die angebotenen Bratwürste schmecken. Zur gleichen Zeit fliegen draußen noch die Bäume. Wie von vielen schon erwartet, kann der Sieger der Vorjahre, René Künzel, wieder den Erfolg für sich verbuchen. Nur einen Versuch benötigt der große 40-Jährige für einen 9,20 Meter-Wurf. "Im nächsten Jahr lassen wir ihn dann vom Markt aus werfen", scherzt Wehrleiter Ködel.