Rewe-Markt in Merseburg schließt Rewe-Markt in Merseburg schließt: Am Samstag geht hier das Licht aus

Merseburg - Vermutlich zum letzten Mal hängt die Kassiererin der behinderten Dame im Elektro-Rolli den Einkauf an ihr Gefährt. „Ich wünsche Ihnen alles Gute“ sagt diese dankbar. „Ich ihnen auch.“ Die beiden tauschen ein Lächeln aus - wie sie es vermutlich in den vergangenen Jahren häufig gemacht haben. Doch jetzt ist Tschüss-Zeit im Rewe-Markt an der Christianenstraße in Merseburg.
So viele guten Wünsche, Dankesworte und Sätze wie „Na, vielleicht sieht man sich ja doch irgendwann mal wieder“ gingen wohl nie übers Kassenband, das am Samstagabend seine Arbeit für immer einstellen wird. In den Kühlregalen blinzeln einem zwar überall noch die roten Schilder mit der Aufschrift „Neue Ware ist unterwegs“ entgegen, aber das ist eine Lüge.
Zeit ohne nahe gelegene Einkaufsmöglichkeit beginnt
Für die Menschen im Viertel beginnt am Montag eine Zeit ohne nahe gelegene Einkaufsmöglichkeit. „Ich bin mit meinem Mann gerade erst in die König-Heinrich-Straße gezogen“, sagt Ingeborg Ernst und hält sich beim Einkauf an ihrem Rollator fest. Aber wäre dann nicht der Lidl in der König-Heinrich-Straße eine Alternative?
„Das ist für mich keine ordentliche Kaufhalle. Außerdem macht der ja auch bald zu, wenn da neu gebaut wird. Und ich komme mit meinem Rollator sehr schlecht dorthin.“ Sie habe erst vor einigen Tagen von der Schließung des Rewe-Marktes erfahren. „Wissen Sie, was ich schon geweint habe“, schüttelt die 83-Jährige verzweifelt den Kopf. Als sie in West gewohnt habe, sei sie immer zu Rewe in die Lassallestraße gegangen, aber das sei jetzt zu weit. Viele können nicht verstehen, dass der Markt geschlossen wird, weil der Konzern hier offenbar nicht mehr genug Gewinn macht. „Wo wir dann einkaufen sollen, interessiert doch eh’ niemanden“, sagte eine Frau resigniert, die einen Rollstuhl schiebt.
Rewe schließt: Umlagerung von Waren in andere Supermärkte
Ab Montag wird damit begonnen, die im Markt verbliebenen Waren umzulagern. Dies geschehe mit Blick auf die üblichen Richtlinien in Verbindung mit dem Mindesthaltbarkeitsdatum. „Waren für die eine Umlagerung in andere Supermärkte nicht infrage kommt, die aber noch entsprechend ausreichend haltbar sind und bedenkenlos verzehrt werden können, werden an die örtliche Tafel abgegeben“, sagte Stephanie Behrens, Rewe-Sprecherin für die Region Ost, der MZ.
Danach werde das Rewe-eigene Mobiliar und die Technik entfernt und der Markt besenrein an den Vermieter übergeben. Laut Behrens werde der Großteil der Mitarbeiter in anderen Märkten in Merseburg und Umgebung eingesetzt.
Vertreter der Merseburger Stadtratsfraktion der Linken hatten versucht, einen Nachfolger für Rewe zu finden, waren auch mit dem Konsum im Gespräch - allerdings ohne Erfolg. (mz)