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Rettungshunde proben Ernstfall  Rettungshunde proben Ernstfall : Suche nach Vermissten erinnert an Fall Inga

Von Michael Bertram 18.05.2015, 12:03
Proben den Ernstfall: Die Rettungshundestaffel Saalekreis bei der Suche nach einem Vermissten.
Proben den Ernstfall: Die Rettungshundestaffel Saalekreis bei der Suche nach einem Vermissten. Peter Wölk Lizenz

Kleinliebenau - Glöckchen klingeln, die Blätter rascheln. Nur wenige Augenblicke später springt der 16 Monate alte Bruce aus dem Unterholz. Der Golden Retriever hält seine Nase in alle Richtungen, versucht der Spur zu folgen, die jeder Mensch hinterlässt - selbst hier im dichten Unterholz in Kleinliebenau, einem kleinen Örtchen kurz hinter der sächsischen Landesgrenze. Hierher hat sich an einem Wochenende die Rettungshundestaffel Saalekreis zurückgezogen, um den Ernstfall zu trainieren: Vermisste Person, irgendwo im Wald - mehr Angaben gibt es nicht.

Wie schnell aus dem Training ein Einsatz werden kann, hat noch bis vor wenigen Tagen der Fall der vermissten Inga gezeigt. Nahe Stendal war das Mädchen in den Wald gelaufen und nicht mehr zurückgekehrt. Tagelang suchten Feuerwehr, Polizei sowie Rettungshunde fieberhaft nach der Fünfjährigen. Ohne Erfolg. Inzwischen wird ein Verbrechen nicht ausgeschlossen.

Damit bei einem solchen Einsatz alles rund läuft, üben die acht aktiven Mitglieder der Rettungshundestaffel zweimal in der Woche: „Wir stellen dabei verschiedene Szenarien nach“, erklärt Staffel- und Ausbildungsleiterin Heike Franzke. Nicht nur die Flächen-, sondern auch die Trümmersuche stehe dabei auf dem Programm. Um die Hunde an fremde Umgebungen zu gewöhnen, nehmen die Mitglieder, die auch aus Dessau und Leipzig stammen, mal längere Anfahrtswege in Kauf. Organisiert ist die Staffel als Verein. Die Mitarbeit ist ehrenamtlich, bezahlt werden also nur die Hunde - mit Leckerlis. „Wir arbeiten aber auch kostenfrei, wenn wir im Notfall angefordert werden“, betont Franzke.

Viele Prüfungen zu bestehen

Stundenlang huschen die Hunde und Führer, die immer als festes Gespann arbeiten, durch den Wald. Die Rassen reichen vom Jagdterrier bis hin zum Collie. „Als Rettungshund eigenen sich Tiere, die willig sind und Verstand haben“, erklärt Franzke. Dem Hund muss es also nicht nur Spaß machen, Opfer zu erschnüffeln, im Erfolgsfall muss er auch richtig reagieren. Schon nach wenigen Minuten ist dies bei Bruce der Fall. Obwohl er mit seinem jungen Alter quasi noch die Rettungshunde-Schule besucht, hat ihn sein feines Näschen an die richtige Stelle geführt. Der Hund hockt sich vor die Person und bellt, um den Führer so zum richtigen Punkt zu lotsen. „Andere Hunde sind sogenannte Rückverweiser, die nach dem Fund zu ihrem Führer laufen und ihn zu der Person führen“, erzählt die erfahrene Ausbildungsleiterin.

Bis zum ersten richtigen Einsatz haben Bruce und seine Führerin Lisa Heldner aber noch viele Hausaufgaben zu erledigen: Vier Prüfungen müssen absolviert werden, bevor die Einsatzfähigkeit des Hundes festgestellt wird. Im Notfall komme es eben darauf an, dass Hund und Führer funktionieren, erklärt Franzke. Wenn ein Rettungshund aber erstmal alle Prüfungen bestanden hat, dann zeigt er Leistung.

Innerhalb von 20 Minuten könne ein Rettungshundeteam eine fünf Fußballfelder große Waldfläche durchsuchen, ohne Hund wäre eine menschliche Suchkette von 50 Personen nötig, wie der Verein vorrechnet. Und im Notfall kommt es ja bekanntlich auf jede Minute und helfende Hand an. (mz)

Wie aus dem Lehrbuch: Spürhund Bruce sucht und findet das Opfer und weist durch Bellen darauf hin.
Wie aus dem Lehrbuch: Spürhund Bruce sucht und findet das Opfer und weist durch Bellen darauf hin.
Peter Wölk Lizenz