Rechtsstreit mit Landkreis Rechtsstreit mit Landkreis: Ambulance bleibt kämpferisch

Merseburg - Für die private Ambulance GmbH aus Merseburg ist es ein Jubiläum im Zwiespalt der Gefühle. Vor 25 Jahren hatten Thomas Steinborn und Stephan Quandt das Unternehmen gegründet – und seitdem eine Erfolgsgeschichte geschrieben. Wäre da nicht die Neuvergabe des Rettungsdienstes im südlichen Saalekreis zum 1. Januar 2015 gewesen.
Die Ambulance zog nach einem beispiellosen Hin und Her vor Gericht gegen den Landkreis – zunächst – den Kürzeren. Für den Rettungsdienst in Merseburg und Bad Dürrenberg hatte sich die Firma beworben, aber nicht den Zuschlag bekommen. „Die Wunde brennt bis heute. Wir sind keine schlechten Verlierer. Es geht um Gerechtigkeit. Und um unsere Existenz“, sagt Quandt.
Und deshalb könne man im Rechtsstreit mit dem Landkreis auch nicht nachgeben. Quandt und Steinborn werfen dem Kreis grobe Verfahrensfehler vor. So soll sich die Behörde unter anderem nicht an die Vorgaben der eigenen Ausschreibung gehalten haben. Quandt sieht die Ambulance unerschütterlich im Recht und wartet auf die Hauptverhandlung vor dem Verwaltungsgericht in Halle. Einen Termin hat das Gericht bislang noch nicht benannt. Und Quandt weiß, was er will, sollte die Ambulance gewinnen. „Wir wollen in den Rettungsdienst im südlichen Saalekreis wieder eingebunden werden.“ Das sei das Ziel. Der Landkreis schweigt. Zu einem laufenden Verfahren werde man sich nicht äußern, heißt es. Fachliche Gründe hatten seinerzeit bei der Entscheidung gegen die Ambulance keine Rolle gespielt. Es ging ums Geld – die Konkurrenz soll deutlich billiger mit ihrem Angebot gewesen sein. Quandt bezweifelt das, „wenn man alle Aspekte berücksichtigt“. Was nun stimmt, wird ein Richter entscheiden.
Unterdessen hat sich das Unternehmen mit Sitz in Merseburg zum 25. Geburtstag selbst ein besonderes Geschenk gemacht: Zum Firmenprofil gehört jetzt auch ein ambulanter Pflegedienst mit acht Mitarbeiterinnen und neun Fahrzeugen. „Ich wollte nie ein Pflegeheim eröffnen oder in den Pflegedienst einsteigen. Aber der Bedarf ist da. Die Bevölkerung wird älter. Und damit eröffnen sich neue Märkte“, sagt Quandt. 60 Patienten werden von der Ambulance betreut. Das Pflegedienst-Team hatte zuletzt am Carl-von-Basedow-Klinikum gearbeitet, wie Quandt berichtet.
Ihre Firma hatten die Geschäftsführer am 13. Dezember 1990 gegründet. Beide waren schon in der DDR Krankentransporte und Rettungsdienste gefahren. Und sie kannten die Missstände im Arbeiter- und Bauernstaat. „Abseits der Notfallrettung mussten Patienten vier bis sechs Stunden warten, ehe der Rettungswagen kam. In der Marktwirtschaft sahen wir die Chance, uns selbstständig zu machen“, schildert Steinborn.
Am 1. Januar 1991 startete das blutjunge Unternehmen mit zwei Rettungswagen. Klinken putzen war angesagt – was sich auch auszahlte. Seit 1995 ist die Firma in der Region in den Rettungsdienst integriert, heute ist das die Stadt Halle und der nördliche Saalekreis. 80 Mitarbeiter hat die Ambulance beschäftigt. Und das Ende der Fahnenstange soll noch nicht erreicht sein. (mz)