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Rakete auf Jugendliche in Bad Lauchstädt Rakete auf Jugendliche in Bad Lauchstädt: "Froh dass mein Sohn noch lebt"

Von Undine Freyberg 22.02.2016, 10:16
Kevin ist schwer verletzt
Kevin ist schwer verletzt Claudia Knüttel

Bad Lauchstädt - „Ich habe zwar plötzlich ein lautes Pfeifen gehört, aber mit so etwas hätten wir doch nie gerechnet“, erzählt der 18-jährige Tom aus Bad Lauchstädt der MZ. Er ist am Samstagabend gerade dabei, seine Schwester in der Gartengaststätte „Erdbeere“ im Schreberweg anzurufen, um ihr zu sagen, dass er draußen vor der Tür sei, um sie abzuholen, als ihn eine Feuerwerksrakete am linken Oberarm trifft und von dort direkt gegen den Kopf seines Cousins Kevin fliegt. Es gibt einen Knall und Feuer, Kevins Haare, sein Bart, seine Augenbrauen brennen, und er hält sich nur noch schützend die Hände vors Gesicht. Tom: „Er rief nur: Hilfe, meine Augen!“ Er habe sich nicht anders zu helfen gewusst, als Kevin ins Auto zu setzen. „Und dann bin ich mit ihm nach Hause zu meiner Mutter gefahren. Ich hatte einfach nur Angst.“ Seine Mutter habe dann sofort den Notarzt gerufen.

Die Minuten zwischen dem Anruf und dem Eintreffen des Rettungswagens seien ihr wie eine Ewigkeit vorgekommen, erzählt Claudia Knüttel der MZ. Dabei sei der Notarzt nach ungefähr fünf Minuten dagewesen. In der Zwischenzeit habe sie gemeinsam mit ihrer Tochter, die Krankenschwester ist, versucht die Wunden zu kühlen. „Doch Kevin konnte das gar nicht aushalten. Er hat nur geschrien. ’Meine Augen. Ich kann nichts sehen. Ich werde blind’.“

Die ganze Familie sei dann mit ins Krankenhaus gefahren. „Und ich muss wirklich sagen, dass sich die Ärzte und Schwestern ganz toll um ihn gekümmert haben und versucht haben, ihn zu beruhigen“, sagt Claudia Knüttel.

„Froh, dass mein Sohn noch lebt“

„Ich bin froh, dass mein Sohn noch lebt“, sagt Kevins Vater Mathias Jünger. Er ist sichtlich bewegt, als er mit der MZ spricht. Denn tatsächlich hätte das Ganze viel schlimmer ausgehen können, denn auch Kevins Jacke und Pullover haben gebrannt.

Der 16-Jährige befindet sich nach wie vor im Krankenhaus. Sein Vater und er haben der Veröffentlichung des Fotos, das kurz nach der ersten Behandlung im Krankenhaus entstanden ist, zugestimmt. Beide möchten, dass diejenigen, die für die Verletzungen der beiden Jugendlichen verantwortlich sind, wissen, was sie mit ihrer Knallerei angerichtet haben. Auch Tom leidet unter den Verletzungen. „Meine Gesicht und meine Augen brennen. Das soll von der Verpuffung sein. Und meine Hand tut natürlich weh.“ Obwohl er krank ist, will der Lehrling eigentlich heute arbeiten gehen. „Ich habe bald Zwischenprüfungen. Da kann ich mir nicht leisten krank zu sein.“

Woher die Rakete am Samstagabend kam, ist derzeit noch nicht bekannt. Nach Auskunft der beiden Jungs könnte sie aus Richtung Milzau gekommen sein. Sollte die Polizei denjenigen ermitteln, der die Rakete abgeschossen hat, droht ihm vermutlich eine Anzeige wegen gefährlicher Körperverletzung. (mz)

Mögliche Zeugen sollten sich an die Polizei wenden. Tel. 03461/4460