Querfurts Bürgermeisterin Nicole Rotzsch Querfurts Bürgermeisterin Nicole Rotzsch: "Arbeit ist wie eine Zwiebel"

Querfurt - Am 1. Juli diesen Jahres trat die Christdemokratin Nicole Rotzsch ihr Amt als Bürgermeisterin von Querfurt an. Inzwischen sind mehr als 100 Tage verstrichen, und MZ-Redakteurin Regina Retzlaff fragte bei ihr nach.
Haben Sie Ihre Entscheidung, das Amt anzutreten, schon bereut?
Rotzsch: Nein, denn sonst würde ich hier nicht mehr sitzen. Als Bürgermeisterin kann ich vor Ort viel mehr bewegen. Man ist näher am Menschen dran.
Und, wie waren die ersten Monate so?
Rotzsch: Die sind wie im Fluge vergangen. Zeit zum Einarbeiten gab es nicht, ich musste sofort 100 Prozent geben und eine Vielfalt an Themen bewältigen. Ich sage immer, dass diese Arbeit so vielschichtig ist wie eine Zwiebel, aber zum Heulen wird sie mich nicht bringen.
Auch wenn Ihnen manchmal danach ist?
Rotzsch: Wenn ich auf unseren Haushalt schaue, dann ja. Ich wurde vom ersten Tag an konfrontiert mit einer finanziellen Notlage. Die Aufstellung des Haushaltes 2016 hat daher einen großen Teil meiner Zeit in Anspruch genommen. Wir haben alles ohne Wenn und Aber auf den Prüfstand gestellt. Und hier muss ich sagen, dass in der Verwaltung alle von Anfang an intensiv mitgewirkt haben. Es war, insbesondere für den Finanzbereich, ein enormer Kraftakt.
Aber ich bin sehr stolz, dass es uns innerhalb kurzer Zeit gelungen ist, durch die vielen Maßnahmen, den strukturellen Fehlbetrag von 2,99 Millionen Euro im Jahr 2015 trotz erneut sinkender Landeszuweisungen für das kommende Jahr auf 1,6 Millionen Euro zu senken. Wir hoffen nun, dass der Haushalt 2016 genehmigt wird, damit wir 2016 einige Investitionen tätigen können. Wir wollen zum Beispiel in Weißenschirmbach auf dem Friedhof eine Grüne Wiese installieren, die Treppe vom Kulturhaus Leimbach sanieren und einen Teil der Treppe vom Kulturhaus Kleineichstädt. Die Bezuschussung der Heimatfeste und keine Betriebskostenbeteiligung der Vereine bleiben für mich unantastbar, da unsere Vereine das kulturelle und gesellschaftliche Leben bereichern.
Wissen Sie denn inzwischen Bescheid über alle Vorgänge in Ihrem Haus?
Rotzsch: Die gesamte Post geht über meinen Tisch. Denn ich halte es wie mein Amtskollege Christian Runkel in Bad Lauchstädt - ein Bürgermeister muss wissen, was passiert in seinem Rathaus, welche Entscheidungen in den einzelnen Bereichen fallen. Nur so kann ich den Bürgern immer Rede und Antwort stehen. Zudem habe ich begonnen, mich einmal im Quartal mit den Ortsbürgermeistern zu treffen. Ich habe auch damit angefangen, mich in den Ortsteilen genauer umzuschauen, um die Probleme besser zu verstehen, die die Ortsbürgermeister an mich herantragen. Und ich treffe mich auch regelmäßig mit den Fraktionsvorsitzenden.
Sie sind kein heuriger Hase auf dem Parkett der Politik. Profitieren Sie noch von Ihrer ehemaligen Mitgliedschaft im Landtag?
Rotzsch: Meine Zeit in der Landespolitik waren 13 gute Lehrjahre. Dort habe ich unter anderem gelernt, dass man Kritik nicht immer persönlich nehmen muss. Und natürlich habe ich noch immer ein gutes Netzwerk in Magdeburg. Man kennt mich noch gut dort und ich weiß, wo man Probleme am besten gelöst bekommt.
Welches war denn der emotionalste Moment in der bisherigen Amtszeit?
Rotzsch: Das war mein 100. Tag. Da musste ich absichtlich später kommen. Und dann gratulierten mir meine Mitarbeiter mit eine Torte mit Kerzen und einer großen 100 drauf und einen Blumenstrauß zu diesem kleinen Amtsjubiläum. Das zeigt auch, wie herzlich ich aufgenommen worden bin von einem Team sehr engagierter Mitarbeiter. Auch im Stadtrat herrscht eine sehr angenehme Atmosphäre.
Und welcher Moment war der unangenehmste?
Rotzsch: Das war der Tag, als ich im Urlaub von dem sogenannten Spaziergang gegen Asylmissbrauch in Querfurt erfuhr. Ich hatte Bauchschmerzen bis ich die Information bekam, dass alles friedlich über die Bühne gegangen ist.
Welches sind die nächsten Aufgaben, die vor Ihnen stehen?
Rotzsch: Wir werden 2016 ein neues Bauhofkonzept erarbeiten, wo Arbeitsabläufe und Strukturen optimiert werden. Hierzu werden wir eng mit den Ortsbürgermeistern zusammenarbeiten. Die grundhafte energetische Sanierung der Grundschule Schmon muss begonnen werden und die energetische Sanierung des Sozialtraktes der Querfurter Grundschule, auch um das Raumproblem zu lösen. Wichtig für weitere Einsparungen ist, dass wir unsere Straßenbeleuchtung auf LED umrüsten. Und wir werden ein Bürgerinformationssystem einrichten, so dass die Querfurter künftig Beschlüsse und Vorlagen des Stadtrats im Internet finden. Auch unsere Stadträte sollen künftig über das Netz Zugang zu wichtigen Unterlagen bekommen.