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Querfurter Bauhütte stellt den Betrieb ein

Von Regina Retzlaff 07.01.2005, 15:17

Querfurt/MZ. - "Richtig ist dann der Inhalt der Meldung", erklärte Harry Niehs am Freitag in einem Gespräch mit der MZ. "Wir haben nach einem Beschluss der Gesellschafterversammlung die Liquidation der Firma in die Wege geleitet." Und Liquidation heiße ja nicht automatisch, dass ein Betrieb Insolvenz anmelden müsse. Im Falle der Bauhütte ließe es sich eigentlich mit einem Satz auf den Punkt bringen, den Harry Niehs zunächst auch jedem, der nach dem Warum der Liquidation fragt, entgegen setzt: "Ich gehe in Rente." Doch hinter diesen vier Worten steckt natürlich eine Menge mehr.

"Das war ein langer Prozess der Entscheidungsfindung", so Niehs. "Aber wenn es sich seit längerer Zeit schon heraus kristallisiert, dass es niemanden gibt, der den Betrieb weiterführen will und kann, dann muss man einen solchen Schritt gehen, zumal es mit meiner Gesundheit auch nicht so zum Besten steht. Ich werden demnächst 63, habe mein ganzes Leben lang hart gearbeitet, so dass meine 18-jährige Tochter kaum etwas von mir hatte." Sein Sohn schaffe es beruflich nicht, die Bauhütte zu übernehmen, die Tochter habe für ihre Zukunft andere Pläne.

Deshalb also die Entscheidung, den Betrieb einzustellen. Und diese Entscheidung trifft auch insgesamt 59 Mitarbeiter, die zum Teil schon viele Jahre angestellt sind. Sie waren schon zu DDR-Zeiten im damaligen Kreisbaubetrieb angestellt und wurden 1992 von Harry Niehs übernommen, als er aus den übrig gebliebenen Resten des Betriebes (verschiedene Mitarbeiter hatten sich vorher mit Teilen des Betriebes und einer großen Anzahl von Bauleuten in der Region selbständig gemacht) die Querfurter Bauhütte gründete. Sie alle haben zwischen drei und sieben Monaten Kündigungsfrist, die Niehs einhalten wird.

"Wir haben noch genug Arbeit und werden unsere Aufträge auch alle erfüllen. Sowohl an der Ortsumgehung Querfurt als auch an der Schmutzwasser-Druckleitung nach Karsdorf erfüllen wir unsere Verträge und zahlen die Löhne und Gehälter bis zum Ende der Kündigungsfrist", versichert der Geschäftsführer. "Ich unterstütze auch jeden, der sich bereits vorher um einen neuen Job bemüht."

Viele der betroffenen Mitarbeiten hätten ja schon geahnt, dass es eines Tages so kommen würde, meint Niehs. Sie kennen die Situation im Baugewerbe gut genug, wissen, dass die Ertragssituation nicht berauschend ist. Und sie wissen, dass Niehs deshalb auch niemanden findet, der sich derzeit in dieses Gewerbe einkaufen will.