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Querfurt Querfurt: Für stabile Wärmepreise

Von REGINA RETZLAFF 12.05.2011, 17:51
Die Burg Querfurt als Luftbildaufnahme. Ab Ende Mai soll in Querfurt eine Biogasanlage gebaut werden. (FOTO: PETER WÖLK)
Die Burg Querfurt als Luftbildaufnahme. Ab Ende Mai soll in Querfurt eine Biogasanlage gebaut werden. (FOTO: PETER WÖLK) CARDO

QUERFURT/MZ. - "Nein, das Heizwerk in Querfurt-Süd wird natürlich nicht abgerissen." Ekkehardt Tutschka, der Geschäftsführer der Wohnungsbaugesellschaft Querfurt, hebt die Hände und wehrt sich so gegen derartige Gerüchte.

Natürlich tue sich etwas in Sachen Wärmeversorgung. Aber dabei werde das Heizhaus nach wie vor eine sehr wichtige Rolle spielen. "Wir denken ja schon länger über eine zukunftsfähige Neuausrichtung der Wärmeversorgung nach", so Tutschka.

Mit der Agrargenossenschaft Querfurt hat sich nun ein Partner gefunden, mit dem das Projekt in Angriff genommen werden konnte. Alle dafür notwendigen Verträge und Planungen sind abgeschlossen. "Wenn jetzt noch die Finanzierung in trockene Tücher kommt, dann werden wir Ende Mai den ersten Spatenstich für die Biogasanlage tun können und am Jahresende fertig sein", ist von Jörg Kamprad, dem Geschäftsführer der Agrargenossenschaft, zu erfahren.

Die Anlage entsteht etwa 1,7 Kilometer vom Stadtrand entfernt auf einer alten Siloanlage des Agrarunternehmens südlich der Umgehungsstraße. Dorthin werden aus der neuen Milchviehanlage Gatterstädt Gülle und Mist geliefert, die zu Biogas werden.

"Da wir mit unseren Tankfahrzeugen dreimal pro Tag um die Stadt herum fahren, wird es keine Belästigung für die Bürger geben. Die nach der Erzeugung von Biogas entstandenen Gärreste haben ihren Gestank dann auch verloren und werden als Dünger auf die Felder ausgebracht", schildert Kamprad.

Von dieser Anlage wird eine 2,5 Kilometer lange Leitung zum Heizwerk geführt, wo einer der bisher drei Kessel durch ein Blockheizkraftwerk ersetzt wird. Darin wird das Gas verbrannt und mittels Generator Strom erzeugt. Der Strom wird ins EnviaM-Netz eingespeist. "Wir verkaufen ihn entsprechend des Energieeinspeisungsgesetzes", hakt Ekkehardt Tutschka ein. Bei dem gesamten Prozess entsteht auch Wärme, die dann wiederum ins Netz für Querfurt-Süd eingespeist werden kann.

Mit einer Leistung von 500 kW können so künftig etwa 30 Prozent des Wärmebedarfs des Wohngebietes Süd abgedeckt werden. Parallel zur Wärmeerzeugung werden etwa vier Millionen kWh Strom produziert. "Die Wärmeversorgung in Querfurt wird durch die Anlage unabhängiger von der Entwicklung der Gas- und Ölpreisentwicklung. Damit legen wir den Grundstein für langfristig stabile Wärmepreise", sagt der Geschäftsführer des Wohnungsunternehmens, der stolz darauf ist, dass sich zwei ortsansässige Unternehmen an diese innovative Herausforderung wagen. Man leiste durch die Nutzung regenerativer Energien zudem einen wichtigen Beitrag zum Umweltschutz. So können jährlich bis zu 3 300 Tonnen CO2-Emissionen eingespart werden.

Ein weiterer Schritt zur zukunftsfähigen Neuausrichtung der Wärmeversorgung ist die Ausgliederung der Wärmeerzeugung und -verteilung in eine eigenständige Gesellschaft. Die wiederum ist die "Mutter" der ebenfalls von der Wohnungsbaugesellschaft und der Agrargenossenschaft neu gegründeten Biogas-Gesellschaft.