Prävention Mücheln Prävention Mücheln: Anti-Aggressionstraining in Kinderheim

Leuna/MZ - Erst treffen Schläge ins Gesicht, anschließend wird den nun am Boden liegenden Mädchen in die Magengegend getreten. Zwei Jungen lassen auf die Weise ihren Frust ab. Die schockierende Szene spielt sich gestern im Müchelner Kinderheim ab. Sie ist zum Glück gespielt und Teil einer Anti-Gewalt-Übung. Dann wird demonstriert, wie Gewalt verhindert werden kann.
Wieder versuchen die beiden Jungen, das Mädchen anzugreifen. Nun mischen sich aber Passanten ein. Sie sprechen mit den Beteiligten und entschärfen so die Situation. Die Demonstration findet im Rahmen einer Projekt-Abschlussveranstaltung statt. Was die Kinder und Jugendlichen des privaten Müchelner Kinderheims in den vergangenen Tagen gelernt haben, zeigen sie mit dem einstudierten Schauspiel vor Publikum.
Ein Expertenteam ist nach Mücheln gekommen
Die gesamte Ferienwoche haben sich die Sieben- bis 16-Jährigen mit dem Thema Gewaltprävention befasst. „In Gruppen aufgeteilt beteiligten sie sich dabei an verschiedenen Workshops“, sagt Heimleiterin Gundel Wienecke-Braune. Mit den Ursachen für Gewalt hatten sich die Teilnehmer beispielsweise beschäftigt. Dass es neben körperlicher auch psychische Gewalt gibt, wurde ihnen erklärt.
Das Kinderheim in Mücheln war 1992 gegründet worden. Es war laut Leiterin das erste private Kinderheim in den neuen Bundesländern. Aus ganz Deutschland werden Kinder und Jugendliche aufgenommen. Derzeit sind rund 30 Kinder im Alter von fünf bis 18 Jahren in dem nach und nach erweiterten Heim untergebracht. Beispielsweise gibt es einen Freizeitbereich mit unterschiedlichen Sportangeboten.
Dafür war extra ein Expertenteam nach Mücheln gekommen - darunter auch ein Anti-Gewalt-Trainer. „Mit ihm haben die Kinder jeden Tag gefrühstückt, bevor sie sich gemeinsam an ihre Aufgaben gemacht haben“, sagt die Leiterin. Sie und die Mitarbeiter seien da quasi bewusst außen vor gelassen worden. Nur der Trainer konnte während der Woche die Fortschritte der Kinder beobachten und Vertrauen zu ihnen aufbauen. „Wir waren auf die heutige Demonstration daher genauso gespannt wie die anderen Gäste“, sagt Gundel Wienecke Braune. Erfreut habe sie festgestellt, „dass durch das Projekt einige Kinder regelrecht aufgeblüht sind“, so die Leiterin. Was sie sich zuvor von der Projektwoche versprochen hatte, sei auch eingetreten.
Präventionsprojekt soll eventuell fortgesetzt werden
„Die Kinder sollten dadurch auch ihr Selbstwertgefühl steigern.“ Gefördert wurde das etwa auch durch verschiedene Verteidigungstechniken, die die Kinder vermittelt bekamen. Bei der Projektwoche drehte sich aber nicht alles ausschließlich um verbale oder gar körperliche Auseinandersetzungen und wie man solchen Situationen aus dem Weg gehen kann. Aufgelockert wurde das Ganze beispielsweise durch einen Trommelkurs.
Mehr als ein Dutzend der Kinder und Jugendlichen hatten dabei mitgewirkt und während der Woche ein Stück gelernt. Auch das wurde während der Abschlussveranstaltung aufgeführt und vom Publikum mit viel Applaus belohnt.
„Anschließend findet heute noch unser Herbstfest statt“, so die Leiterin. Dabei konnten die Kinder nicht nur bei einer Bastelstraße kreativ sein, sondern auch auf Pferden über das Gelände reiten. Das Präventionsprojekt soll eventuell in Form einer Arbeitsgemeinschaft fortgesetzt werden.