65 Schüsse in neun Minuten Großeinsatz der Polizei in Leuna: Weiträumige Sperrung nach Knall - SEK rückt an
Ein polizeibekannter Mann hat in Leuna für einen Großeinsatz gesorgt. Straßen wurden gesperrt und ein Wohnhaus evakuiert. Auch das SEK musste anrücken.

Leuna/MZ. - Stundenlanger Nervenkrieg in der Straße Industrietor in Leuna. Am Mittwochnachmittag lief dort ein Großeinsatz der Polizei. Gegen 16.30 Uhr soll es ersten Meldungen zufolge in einem Wohnhaus einen lauten Knall gegeben haben.
Doch eine Audiodatei, die der MZ zugespielt wurde, lässt erahnen, was sich dort wirklich abgespielt hat.

Brüllende Polizeibeamte und Anforderung von SEK
Die Polizei hatte die Hauptverkehrsstraße weiträumig abgesperrt. Und man hörte Polizisten laut brüllen, um einen Mann zum Aufgeben zu bewegen. „Komm raus, sonst holen wir Dich mit dem SEK.“ Und : Ich will Deine Hände sehen.“

Wie die Polizei gegenüber der MZ bestätigte, hatte ein 39-jähriger Bewohner eines Mehrfamilienhauses am Nachmittag in dem Haus ein Fenster eingeschlagen und war dann in seine Wohnung zurückgegangen. Kurz darauf hörten Nachbarn aus der Wohnung mehrere schussähnliche Geräusche. Die Polizei musste deshalb davon ausgehen, dass der Mann möglicherweise im Besitz einer Schusswaffe ist. „Das ist mein Nachbar“, sagte ein Mann gegenüber der MZ. „Der dreht total durch.“

Mehrfamilienhaus in Leuna evakuiert und SEK-Einsatz
Das Mehrfamilienhaus wurde evakuiert und das Gebiet um das Wohnhaus abgesperrt. Notfallseelsorger kümmerten sich vor Ort um die Anwohner. Ein Spezialeinsatzkommando kam vor Ort zum Einsatz.
Versuche, mit dem Mann zu kommunizieren, waren zuvor gescheitert. Deshalb verschafften sich die SEK-Kräfte aus Magdeburg gegen 20 Uhr Zutritt zur Wohnung. Der Mieter der Wohnung wurde unverletzt und allein angetroffen. Die Durchsuchung der Wohnung dauerte nach Auskunft der Polizeiinspektion in der Nacht an.
Für Anwohner, die nicht in ihre Wohnungen oder in das Sperrgebiet durften, sollte ein Betreuungspunkt aufgebaut werden. Dort sollte es ein Wärmezelt und warme Getränke geben. Genutzt wurde das Angebot aber offenbar nicht. Am Abend konnten die Anwohner ihre Wohnungen wieder betreten.

Der Mann, um den es bei dem Einsatz ging, ist in Leuna bekannt. Nach MZ-Informationen war er bereits tagsüber auffällig gewesen. Er randaliert wohl regelmäßig, auch spät in der Nacht. Es soll schon mehrfach Polizeieinsätze bei dem 39-Jährigen gegeben haben.
Die Polizei wollte nicht bestätigen, dass tatsächlich geschossen worden war. In der Audiodatei, die der MZ vorliegt, sind allerdings insgesamt 65 Schüsse innerhalb von neun Minuten zu hören. Um welche Art Waffe es sich gehandelt hat, ist noch unbekannt.
Wie die Polizei am Donnerstag mitteilt, wurden bei der Durchsuchung der Wohnung des Mannes keine Schusswaffen oder Pyrotechnik gefunden, "die wahrgenommenen Knallgeräusche ursächlich sein könnten". Auch ein Sprengstoffsuchhund sei im Einsatz gewesen.
Der Mann wurde den Angaben nach in ein Fachkrankenhaus gebracht.