Plaudern über die Hochschule Merseburg Plaudern über die Hochschule Merseburg: Von Höhepunkten und Essensportionen

Merseburg - „Eigentlich ist es mein Leben, das ich hier erzählen kann“, sagt Klaus Krug. „Denn fast mein ganzes Leben habe ich mit der Hochschule Merseburg zu tun gehabt.“ Bis zum Ruhestand 2005 war er Direktor der Bibliothek, erinnert sich gern zurück an die vielen Jahrzehnte, die ihn mit der Hochschule verbinden. Seine Zeit dort begann 1960. „Damals wurde ich an der Fakultät für Stoffwirtschaft immatrikuliert“, so Krug, der als langjähriger Professor bestens informiert ist über die Geschichte der Bildungseinrichtung. In einem Seminar in der Hochschule teilt er sein Wissen mit Studenten, vor allem aber auch mit Weggefährten und Freunden.
1954 wurde die „Technische Hochschule Leuna-Merseburg“ gegründet. Zuvor gab es vier verschiedene Standorte, die für den Campus in Betracht gezogen wurden. „Am Ende setzte sich der an der Geusaer Straße durch“, so Krug.
Festliche Grundsteinlegung am damaligen Internat 1
Es gab eine festliche Grundsteinlegung am damaligen Internat 1, der erste eingesetzte Rektor war Herbert Dallmann. „Erst der zweite Rektor wurde gewählt, das war Eberhard Leibnitz im Jahr 1955“, erklärte Krug. Eigens für den Bau des Hauptgebäudes wurde ein Plattenwerk gebaut, und bis 1957 funktionierte die Heizung über eine Lokomobile. Erst dann gab es eine Fernwärmeleitung von Leuna.
1972 wurde das letzte Wohnheim fertiggestellt. Zu dieser Zeit gab es in den Internaten rund 4.000 Wohnheimplätze. „Zehn Mark im Monat hat das gekostet, inklusive Bettwäsche“, erinnert sich Klaus Krug. 1974 wurde die neue Mensa in Betrieb genommen, die immerhin 5.400 Essensportionen am Tag produzierte.
Höhepunkt kurz vor der Wende war eine große Tagung
Ein Höhepunkt kurz vor der Wende war eine große Tagung mit 1.200 Wissenschaftlern aus allen Kontinenten 1987. „Weil man keinen Platz hatte, wurden sie zur Eröffnung mit 40 Bussen nach Leipzig ins Gewandhaus gefahren“, so Krug. „Das war eine völlig übertriebene Prestige-Veranstaltung.“ Die 1992 neu gegründete Fachhochschule Merseburg übernahm 1993 den Campus, damit wurde die Technische Hochschule Leuna-Merseburg aufgehoben.
Mehrfach gab es auch Schließungspläne seitens des Wissenschaftsministeriums. Bernd Janson, ehemaliger Kanzler der Hochschule, berichtet: „1993 sollten zum Beispiel die Institute für Mathematik und Maschinenbau geschlossen werden. Während Mathematik auf der Strecke blieb, konnte wenigstens der Maschinenbau gerettet werden.“ Mithilfe von Fördergeldern konnten in den letzten Jahren Hörsäle, die Mensa, die Bibliothek und Freiflächen umgebaut und neu gestaltet werden und Dächer saniert werden. „Trotzdem gelang es bis heute keiner Hochschule, Chemie, Wirtschaft und Verfahrenstechnik in einem Studium zusammenzuführen“, kritisiert Krug.
Heute hat die Hochschule Merseburg rund 3.000 Studenten und 321 Mitarbeiter, davon 111 Hochschullehrende. In drei Fachbereichen werden 15 Bachelor- und elf Masterstudiengänge angeboten. Im kommenden Jahr feiert die Hochschule ihr 25-jähriges Jubiläum nach der Neugründung. (mz)