Paukenschlag in Merseburg Paukenschlag in Merseburg: Hortnerinnen geben ihre Stunden zurück

Merseburg - Ein Paukenschlag: Die Erzieherinnen des Horts Freizeitstrolche in der Merseburger Curie-Schule werden ihrem Arbeitgeber Arbeitsstunden zurückgeben. Dabei handelt es sich um die Stunden, in denen sie die Kinder der 2. Klassen zum Schwimmunterricht begleitet haben. Das haben sie der MZ mitgeteilt.
Es handelt sich dabei um insgesamt knapp 60 Stunden seit Oktober 2015. Der Geschäftsführer des Hortträgers Volkssolidarität, Dirk Jürgens, hatte den Erzieherinnen nämlich unter anderem vorgeworfen, sie hätten sich dadurch ein zusätzliches Einkommen erschlichen. Nach MZ-Informationen bekommen die Hortnerinnen geleistete Überstunden aber gar nicht bezahlt.
Streit um den Schwimmunterricht
„Was uns nach dem Streit um den Schwimmunterricht beschäftigt, ist die Tatsache, dass aufgrund des Unvermögens des Landesschulamtes der Eindruck entsteht, dass man in der Curie-Schule den Laden nicht im Griff hat. Das Gegenteil ist der Fall“, betont Andreas Kirchner, der Vorsitzende des Schulelternrates. Die Horterzieherinnen hätten ausgeholfen, als die Schule in größter Not war.
Schon im vergangenen Schuljahr habe es nämlich keine ausreichende Begleitung für die Fahrt zum Schwimmunterricht gegeben. Die Schule habe aber mit noch mehr Hürden zu kämpfen gehabt. Der Schulleiter sei dauerhaft ausgefallen und eine der 3. Klassen habe über ein halbes Jahr kleinen Klassenleiter gehabt.
Auf eigene Kosten renoviert
Andersherum wusste der Hort gar nicht wohin mit den fast 150 Hortkindern. Als die Johannesschule das Gebäude verlassen hatte, „erbettelten“ sich die Hortnerinnen zwei Räume, die sie in Eigenregie und zunächst auf eigene Kosten renoviert haben. „Schon daran sieht man doch, dass hier alle nur für ein Ziel arbeiten - für die Kinder“, meint Kirchner. „Aber es werden allen Beteiligten hier so viele Steine in den Weg gelegt, dass wir Angst haben müssen, dass hier alles den Bach runtergeht.“ Es dürfe auch nicht sein, dass die Hortnerinnen Angst um ihren Arbeitsplatz haben müssen. „Aber so ist es im Augenblick.“
Der Geschäftsführer der Volkssolidarität hatte die Hortnerinnen in den Ferien von einem Ausflug in den halleschen Zoo zurückbeordert, weil es angeblich einen lange bekannten Gesprächstermin gebe. „Nach unseren Informationen wussten die Erzieherinnen davon nichts - auch nicht, dass eine Anwältin dabei sein würde, denn dann hätten sie das Recht gehabt, einen Gewerkschaftsvertreter hinzuzuziehen, was sie so nicht konnten“, sagte Kerstin Pahl vom Hortelternrat.
Renovierung der Horträume
„Und von wegen, sie hätten sich zusätzliches Einkommen erschlichen. Die Renovierung der Horträume nach der Arbeitszeit - dafür haben die Erzieherinnen nicht eine Stunde aufgeschrieben.“ Wenn es zu Ausflügen geht, würden sie nicht mal die die eigenen Fahrtkosten abrechnen, weil der Träger das vom Spielzeuggeld der Kinder abziehen würde.
„So kann es nicht weitergehen“, meint Andreas Kirchner. „Wir werden Herrn Jürgens zu einem dringenden Gespräch einladen.“ (mz)