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Schwimmunterricht für Schüler passé? Schwimmunterricht für Schüler passé?: Warum die Volkssolidarität die Notbremse zieht

Von Undine Freyberg 28.09.2016, 08:41
Stein des Anstoßes - der Schulbus zum Schwimmunterricht
Stein des Anstoßes - der Schulbus zum Schwimmunterricht Peter Wölk

Merseburg - Dirk Jürgens hat die Notbremse gezogen. „Ich habe durch Zufall erfahren, dass unsere Hortmitarbeiterinnen die Schüler der Merseburger Curie-Schule zum Schwimmunterricht begleiten.“ Das sei nicht deren Aufgabe. Hort sei Hort, und Schule sei Schule „Deshalb habe ich das beendet“, sagt der Geschäftsführer der Volkssolidarität Saale-Kyffhäuser (ehemals Querfurt-Merseburg), die Träger des Horts ist.

Damit hatten die Kinder der 2. Klassen der Joliot-Curie-Schule in Merseburg am Montag ihren vorerst letzten Schwimmunterricht und gehen in die Herbstferien ohne zu wissen, ob sie am 17. Oktober ihr Schwimmzeug einpacken oder es zu Hause lassen sollen. Denn als Begleitperson steht dann nur noch eine einzige pädagogische Mitarbeiterin zur Verfügung, was für die rund 50 Kinder aus zwei Klassen rechtlich zu wenig ist.

Schwimmunterricht ist nicht fakultativ

„Für die Kinder ist diese Entwicklung eine Katastrophe - der Schwimmunterricht ist ja schließlich nicht fakultativ, sondern gehört zum Sportunterricht“, sagt Andreas Kirchner, der Vorsitzende des Schulelternrates, gegenüber der MZ. Außerdem: „Wenn der Schwimmunterricht nicht stattfinden kann, bedeutet das, dass diese 50 Schüler auf andere Klassen aufgeteilt werden müssten.“

Darin sieht Kirchner weitere Probleme, denn die Zweitklässler, die ja beaufsichtigt werden müssen, würden wegen des akuten Lehrermangels dann den übrigen 1., 3. oder 4. Klassen der Schule zugeteilt. „Die beschäftigen sich im Unterricht aber mit Stoff, der die Zweitklässler über- oder unterfordert. Damit wäre vermutlich kein normaler Unterricht möglich.“ Außerdem seien die Unterrichtsräume für derartige Klassenstärken gar nicht ausgelegt. „Jede Klasse bekäme ja immerhin zusätzlich acht Schüler zugeteilt. “

Kontakt zum Landesschulamt aufgenommen

Die Eltern sind nicht untätig gewesen, nachdem sie erfahren hatten, dass der Schwimmunterricht ihrer Kinder in Gefahr ist. Unter anderem haben sie Kontakt zum Landesschulamt aufgenommen. Von dort bekamen sie die Antwort, dass doch Eltern oder Großeltern die Kinder zum Schwimmen begleiten könnten. „Vielleicht würde das sogar gehen“, sagte Kirchner.

„Aber selbst wenn Eltern Zeit finden würden, die Kinder zu begleiten - niemand kann uns zum Beispiel sagen, ob diese Erwachsenen dann auch versichert wären.“ MZ fragte beim Landesschulamt an, ob es möglicherweise noch eine andere Lösung gibt. Die Antwort steht noch aus.

Hortnerinnen für drei Stunden pro Woche

„Ich möchte natürlich nicht, dass die Kinder um ihren Schwimmunterricht gebracht werden, aber man muss auch uns verstehen. Wir fragen die Schule ja auch nicht, ob sie für uns kostenlos die Nachmittagsbetreuung der Kinder übernimmt“, sagte Dirk Jürgens von der Volkssolidarität. Zwei Hortnerinnen für drei Stunden pro Woche - da käme man auf Kosten von rund 180 Euro. Wie lange das schon so geht? „Das wissen wir nicht, das versuchen wir gerade rauszufinden.“

Er wisse, dass die Schule keine personellen Möglichkeiten habe, die Begleitung der Schüler abzudecken. Er hätte allerdings kein Problem, wenn Hortnerinnen, die nicht voll arbeiten gehen und deshalb noch freie Kapazitäten hätten, die Begleitung übernehmen würden. Jürgens. „Bliebe nur noch die Frage zu klären, wer die Kosten übernimmt und ob wir das vertraglich geregelt bekommen.“ (mz)