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Ostergeschenk für Ärzte Ostergeschenk für Ärzte: Diese Überraschung hat eine Merseburger Praxis erhalten

Von Robert Briest 14.04.2020, 11:09
Der leere Wartebereich trügt: Hausärzte wie Thomas Frank haben auch Coronazeiten viel Arbeit. Sie müssen sie allerdings anders organisieren.
Der leere Wartebereich trügt: Hausärzte wie Thomas Frank haben auch Coronazeiten viel Arbeit. Sie müssen sie allerdings anders organisieren. Katrin Sieler

Merseburg/Schafstädt - Ungefragt kommt bei Thomas Frank niemand mehr in die Praxis. Die Tür des Merseburger Mediziners ist derzeit verschlossen. Patienten, die hinein wollen, müssen sich am Eingang oder vorab telefonisch melden. Dann wird selektiert. „Wir mussten alles schon ganz schön umstellen“, sagt Frank, der zugleich der regionale Sprecher der Kassenärztlichen Vereinigung ist. Er muss wie viele seiner Kollegen den Spagat zwischen der normalen Versorgung der Patienten und dem Schutz vor Corona schaffen.

Für die Coronazeit hat Merseburger Hausarzt eigens eine Telefonsprechstunde eingerichtet

Deshalb trennt er zwischen jenen Patienten, die mit Infektionserkrankungen, Fieber, Husten kommen und den übrigen. Schließlich müsse verhindert werden, dass sich Ältere oder chronisch Kranke mit diesen Infektionen, im Zweifelsfall sogar Corona, anstecken. Für jene, die sich mit Erkältung- und Grippesymptomen melden, bietet Frank deshalb nun extra Sprechzeiten an, von denen sich die Patienten möglichst nicht begegnen sollen.

Für die Coronazeit hat Frank zudem eigens eine Telefonsprechstunde eingerichtet. „Die geht aber nur für bestimmte Krankheitsbilder – etwa bei jemanden mit Bluthochdruck die Therapie optimiert werden muss oder bei leichten Infekten.“ Auch in der Praxis von Jochen Geske in Schafstädt, ist die Eingangstür derzeit zugesperrt. Wer zur Behandlung möchte, muss sich melden: „Wir fragen, ob jemand Fieber oder Erkältungssymptome hat.“

Merseburger Praxis testet nur provisorisch auf Corona

Lautet die Antwort ja, müssen die Betroffenen nach Hause. In die Praxis dürfen nur die anderen Fälle, erklärt der Mediziner. Bei den Fieberpatienten erfolgt die Behandlung telefonisch und über den Medikamentenlieferdienst. Bisweilen bekomme er auch Anfragen wegen Coronatests, berichtet Geske: „Aber es ist keine Welle.“ Teils führe er die Test dann selbst durch – oder besser lässt durchführen. Die Abstriche würden im Hof erfolgen.

Der Betroffene erhalte dabei den Test und mache selbst den Abstrich. Ähnlich würde dies auch mit Tests im Pflegeheim erfolgen, um die sich die dortigen Pflegerinnen kümmerten, erklärt Geske. Einen positiven Test hatte er in seiner Praxis noch nicht.

Zum Glück: „Das Problem ist: Wenn tatsächlich mal jemand mit Corona kommt, können wir ihn nicht versorgen, weil wir keine Schutzausrüstung haben.“ Eine Aussage vom Anfang vergangener Woche.

Vor den Feiertagen bestand Mangel bei der Schutzausrüstung

Ende März bekam die Kassenärztliche Vereinigung 500 Masken. Zu wenig für die Masse an niedergelassenen Ärzten. Pro Praxis kamen nur drei oder vier der guten FFP-Masken mit Filter an, die die Behandelnden schützen. Vor den Feiertagen bestand deshalb Mangel bei der Schutzausrüstung der Hausärzte. Das ändert sich nun jedoch.

Quasi als vorfristiges Ostergeschenk traf am Donnerstag eine Großlieferung bei Thomas Frank ein, dessen Merseburger Praxis als Verteilzentrum für die Ärzte der Umgebung dient: Pro Praxis gäbe es nun fünf Overalls, 150 Handschuhe, 35 FFP-2- und 100 OP-Masken. Zunächst sollen dabei vor allem Hausärzte und Fachmediziner bedient werden, die potentiell Kontakt zu Sars-Cov-2-Infizierten haben könnten.

Fälle mit schweren Symptomen schickt Arzt direkt zur Fieberambulanz

„Damit entspannt sich die Situation zunächst etwas und wir wären für den ersten Ansturm gerüstet“, erörtert der KV-Sprecher, fügt aber an: Ein sparsamer Umgang mit dem Material sei dennoch notwendig. „Falls der Bedarf weiterhin anhalten sollte, wäre es wichtig, zeitnah entsprechenden Nachschub zu bekommen.“

Patienten, deren Symptome zu Covid-19 passen könnten, rät der KV-Sprecher, zunächst den Hausarzt zu kontaktieren, um mit ihm das weitere Vorgehen abzustimmen. „Bei Verdachtsfällen mit leichten und mittelstarken Symptomen machen wir die Abstriche selbst.“ Fälle mit schweren Symptomen schickt Frank in Absprache mit dem Klinikum direkt zur Fieberambulanz.

Patienten gehen gelassen mit der Situation umgehen und halten sich an Empfehlungen 

Insgesamt, so berichtet Frank, bereite ihm Corona mehr Arbeit, nicht nur wegen der Schutzmaßnahmen in der eigenen Praxis: Patienten, die sonst bei Fachärzten in Behandlung sind, kommen jetzt hierher. Wenn etwa der Psychiater nicht mehr normal geöffnet hat, muss der Hausarzt die Behandlung übernehmen.“

Seine Patienten würden aber großteils gelassen mit der Situation umgehen und sich an Empfehlungen halten, erzählt Frank. Sein Schafstädter Kollege Geske hat jedoch noch eine andere Beobachtung gemacht: „Die Leute sind sensibler geworden und rufen bei einer Erkältungskrankheit eher an als sonst.“ (mz)