Ohne Stöckelschuhe auf dem Treidelpfad
Merseburg/MZ. - "Ich habe gehofft, dass dann keiner mit Stöckelschuhen mitlaufen will. Immerhin soll der Spaziergang rund zwei Stunden dauern." Der Hinweis im Vorfeld hatte seine Wirkung getan: Alle am Treidelpfad Interessierten kamen wohl gerüstet zum Treffpunkt an der Neumarktbrücke - selbstverständlich ohne Stöckelschuhe. Gleich am Anfang klärte die kundige Stadtführerin auf, was der mysteriöse Treidelpfad überhaupt ist: "Auf diesem gingen früher die Männer und etwas später dann die Zugtiere, die Schiffe und Kähne flussaufwärts, also gegen die Strömung, zogen." In der Domstadt führt dieser Weg von der Neumarktbrücke Richtung Rischmühlenschleuse auf der linken Seite der Saale entlang.
"Wir wollen zuerst eine Nachricht in die Welt senden", verkündete Stadtführerin Witte und passend zum Thema des Spaziergangs holte sie eine Flaschenpost hervor, die Flyer der Domstadt und die Telefonnummer der Merseburger Stadtinformation enthielt. Waltraud Ernst, die sich zuerst am Treffpunkt der Treidelpfad-Wanderung eingefunden hatte, durfte die Flasche schwungvoll von der Neumarktbrücke werfen. Für sie war nicht nur diese Art der Briefverschickung, sondern auch die Teilnahme an einer solchen Stadtführung eine Premiere.
"Sonst bin ich immer in unserem Schrebergarten, aber heute habe ich mir mal freigenommen, um etwas über den Treidelpfad zu erfahren", erklärt sie augenzwinkernd. Das wollte auch Edith Hosemann. Die 78-Jährige war schon selbst auf diesem Weg unterwegs gewesen und wollte nun Neues erfahren - "und ein bisschen an der Luft sein"", erklärte sie.
Frische Luft gab es entlang der Saale reichlich und Interessantes zu erfahren auch. Denn auf dem ansprechend gestalteten Weg, machte Lieselotte Witte immer wieder auf kleine Besonderheiten zur Rechten und Linken aufmerksam. Zum Beispiel auf das historische Pflaster des Pfades, das vom Grünflächenamt freigelegt wurde oder den Standort des 1985 abgebrannten Tanz- und Gartenlokals "Strandschlösschen". Die kundige Stadtführerin verwies auch auf die alten preußischen Hektometersteine, die den jeweiligen Kilometerabschnitt der Saale anzeigen und denen immer auch ein modernes Schild begesellt ist, "denn die Steine kann man vom Schiff aus natürlich nicht lesen."