Notruf beim Brandschutz Notruf beim Brandschutz : Merseburger Feuerwehr fehlt Personal

Merseburg - Wer sich bei der Feuerwehr neu einkleiden lässt, muss schleppen können. Merseburgs Stadtwehrleiter Dirk Grötzsch drückt Nicole Pötzsch ein dickes Uniform-Bündel nebst Helm in die Hand - als Begrüßungsgeschenk für die junge Frau quasi. Die 32-Jährige, Mutter von drei Kindern, ist das zweite Mal auf der Feuerwache in der Oeltzschnerstraße. Am 8. Oktober wird sie ihren Grundlehrgang beginnen. Und 72 Ausbildungsstunden später, so die Pharmazeutisch Technische Assistentin die Prüfung besteht, darf sie zum Einsatz mit ausrücken.
„Die Arbeit der Feuerwehr hat mich schon immer fasziniert. Es muss doch Leute geben, die bereit sind, anderen zu helfen. Und genau deshalb bin ich hier“, sagt sie. Der Stadtwehrleiter hört zufrieden zu. Denn Personal für die freiwilligen Wehren der Stadt wird dringend benötigt.
Werbetrommel rühren
„Normalerweise müssten wir für die Größe Merseburg zwischen 100 und 150 aktive Einsatzkräfte haben. Da liegen wir aber weit drunter“, sagt Grötzsch. Neben den 25 Kameraden der hauptamtlichen Wachbereitschaft hat die Kernstadt gerade einmal 33 ehrenamtliche Feuerwehrmänner und -frauen. „Und darunter befindet sich noch die eine oder andere Karteileiche“, erklärt Grötzsch. Deshalb sei es auch so wichtig, dass man ständig die Werbetrommel rühre. „Wir reden hier über die Sicherheit in dieser Stadt. Ohne die hauptamtlichen Kräfte wären wir doch längst aufgeschmissen“, sagt Grötzsch.
Wie funktioniert eine Feuerwehr? Zum Tag der offenen Tür in der Feuerwache in der Oeltzschnerstraße am Sonntag, 25. September, gibt es zwischen 10 und 15 Uhr darauf eine Antwort. Unter anderem wird dann erklärt, was in der Zeit zwischen der Alarmierung bis zum Ende eines Einsatzes alles passiert. Außerdem wird die Technik gezeigt. Eine Rettungshundestaffel ist da, ebenso die Polizei mit Gurtschlitten.
Freiwillige und einsatzfähige Wehren hat Merseburg zudem in Beuna (15 Aktive) sowie in Geusa (23). Im Schnitt rückt die Feuerwehr in Merseburg zu 500 Einsätzen im Jahr aus, also rund 1,9 Mal pro Tag. „Da wäre es schon wichtig, wenn wir uns personell besser aufstellen könnten, um die Belastung für den Einzelnen zu reduzieren“, meint Grötzsch. Und er unterstreicht, dass es bei der Wehr nicht nur ums Retten gehe: „Wir haben auch viel Spaß und sind eine eingeschworene Truppe.“
Hilfsfrist von zwölf Minuten
Diese Truppe muss im Notfall innerhalb der Hilfsfrist von zwölf Minuten vor Ort sein und zwar in einer Gruppenstärke von zunächst neun Personen. Ist es erforderlich, also bei größeren Einsätzen, rücken weitere Brandschützer dann nach. „Und das fällt uns schwer“, sagt Grötzsch.
Mit Nicole Pötzsch werden übrigens fünf weitere Kandidaten für die Freiwillige Feuerwehr Merseburg Anfang Oktober den Grundlehrgang beginnen, hinzu kommen vier Beunaer. Und in der Feuerwache bekommen sie zu hören, was sie erwartet: „Nur der Eintritt in die Feuerwehr ist freiwillig. Alles danach ist Pflicht.“ (mz)
