Neues Straßenschild Neues Straßenschild: Altstadtverein setzt die Initiative Aha-Effekt am Straßeneck fort

Merseburg - Zum 41. Mal wurde in diesen Tagen ein Erklärschild für eine der vielen Merseburger Straßen angebracht. Das Schild für die Von-Harnack-Straße hatte der Merseburger Thomas Ringleb (52) gestiftet. Seine Mutter Gudrun vertrat ihn, als das Schild feierlich angebracht wurde. Diesmal hatte es Katja Finger als Vertreterin des Merseburger Altstadtvereins übernommen, in verschiedenen Quellen zu recherchieren, um den Mann vorzustellen, nach dem diese Straße benannt worden war, nämlich Wolf Oscar Ernst Harnack, der ab 1914 von Harnack hieß.
Altstadtverein setzt die Initiative Aha-Effekt am Straßeneck fort
Harnack wurde am 15. Juli 1888 in Marburg an der Lahn geboren. Er war der Sohn des Theologen Adolf von Harnack (1851–1930) und der Amalie Thiersch (1858–1937), der Enkelin des Chemikers Justus von Liebig. Ab 1921 war er Regierungsrat, Landrat im Landkreis Hersfeld und später Regierungsvizepräsident in Hannover und in Köln. 1929 kam er nach Merseburg und trat in der Provinz Sachsen das Amt des Regierungspräsidenten zu Merseburg an. Dieses Amt übte er bis zum 21. Juli 1932 aus.
Von Harnacks Dienstentlassung sei nach dem sogenannten Preußenschlag von Papen am 20. Juli 1932 gegen die sozialdemokratische Regierung unter Otto Braun erfolgt, erzählte Finger. Dieser Staatsstreich galt als die Wegbereitung zur Machtübernahme der Nazis. Ernst von Harnack zog daraufhin nach Berlin, wo er 1933 für mehrere Wochen inhaftiert wurde, nachdem er versucht hatte, die Mörder des während der „Köpenicker Blutwoche“ ermordeten Ex-Ministerpräsidenten und SPD-Reichstagsabgeordneten Johannes Stelling zu finden.
Zum Tode verurteilt
Wegen seiner Teilnahme am Aufstand des 20. Juli 1944 wurde von Harnack am 1. Februar 1945 vom Volksgerichtshof zum Tode verurteilt. Das Urteil wurde am 5. März in Plötzensee durch Hängen vollstreckt. „Wo sein Leichnam verscharrt wurde, ist nicht bekannt“, sagte Katja Finger.
Wie Ernst von Harnack seien auch dessen Vettern Arvid (Rote Kapelle) und Falk Harnack (Weiße Rose) sowie Klaus Bonhoeffer, der Mann seiner Cousine Emmi Bonhoeffer geb. Delbrück im Widerstand aktiv gewesen. Ein Familiengrab auf dem Friedhof Zehlendorf führe auch den Namen Ernst von Harnack auf. Merseburg widmete diesem mutigen Menschen bzw. der Familie von Harnack bereits 1945 eine Straße. „Meine Sohn ist sehr geschichtsinteressiert und wollte mit dieser Spende etwas für seine Heimatstadt tun“, sagte Gudrun Ringleb. (mz)