Natur Natur : Flüchtlinge bringen Rosengarten am Gotthardteich in Schuss

Merseburg - „Das Rosarium am hinteren Gotthardteich... steht gegenwärtig in schönster Blüte. Tausend rote Rosen blühen... Aber seit einigen Tagen muß man die bedauerliche Feststellung machen, daß das Rosarium fast gänzlich ohne Pflege ist. Die Parkverwaltung hat den hier ständig stationierten Gärtner infolge Mangels an Arbeitskräften zurückgezogen und mit anderen Arbeiten in städtischen Anlagen betraut. Da eine Arbeitskraft ohnehin schon kaum im Stande ist, das Rosarium sauber zu halten, macht sich jetzt die Entfernung des Gärtners überaus unangenehm bemerkbar.“
Man könnte meinen, diese Zeilen stammen aus der Jetztzeit - passen würden sie angesichts der finanziell beschwerlichen Lage der Stadt. Doch sie wurden am 12. Juli 1935 im „Merseburger Korrespondent“ veröffentlicht. Fünf Jahre später schrieb die „Merseburger Zeitung“, dass das Rosarium in eine Rasenfläche umgewandelt werden würde. Die Leiterin des Merseburger Stadtarchivs, Marion Ranneberg, hat die Berichte gefunden.
Helfende Hände aus dem Ausland
Mehr als 80 Jahre sind seit dem ersten Bericht vergangen, und entgegen den schlechten Nachrichten von damals existiert in Merseburg noch ein Rosengarten. Vom 1. November 1992 bis März 1993 waren 14.500 Rosenstöcke auf rund 2.500 Quadratmetern neu angepflanzt worden. Die 96 Sorten auf neun Beeten tragen so klangvolle Namen wie Paul McCartney - eine pinke Rose mit betörendem Duft und einem Hauch von Zitrus -, Santana, Erotika, Herzog von Windsor oder Gloria Dei.
„Über die Jahre sind manche Rosenstöcke zerstört oder herausgerissen worden. Die Hochstammrosen sind verschwunden und auch viele Heckenrosen. Etwa 10.000 Rosenstöcke sind übriggeblieben“, erzählt Wolfgang Däne vom städtischen Grünflächenamt. Er sei zwar eigentlich für das Friedhofswesen zuständig, aber der Rosengarten sei sein Baby. Der liege ihm sehr am Herzen. Seine Lieblingsrosen sind übrigens Hidalgo und Duftwolke.
In der vergangenen Woche war der Rosengarten nach längerer Zeit mal wieder gepflegt worden. Die Arbeit wurde unter anderem von Flüchtlingen erledigt, die über das Jobcenter im Rahmen von Arbeitsgelegenheiten (Ein-Euro-Jobs) beschäftigt werden. Die Syrer und Somalier sind dazu bei der Works gGmbH angegliedert.
„Seit Mai gibt es dazu ein Landesprogramm, um Flüchtlinge mit guten Bleibeperspektiven sozial und beruflich zu integrieren“, erklärt Ines Stöbe, Sprecherin des Jobcenters. Sechs Monate lang würden die rund 20 Flüchtlinge, die zwischen Mitte 20 und Anfang 50 sind, für vier Stunden täglich in den unterschiedlichsten Bereichen eingesetzt. Zwei Stunden lang hätten sie täglich berufsbezogenen Deutschunterricht.
Auch in anderen Bereiches eingesetzt
Die Flüchtlinge würden bei der Works auch im sozialen Dienstleistungszentrum eingesetzt, arbeiten in der Kleiderkammer, in der Suppenküche und im Projekt Pausenbrotprofis, die für das gesunde Frühstück an Schulen sorgen. „Bei all diesen Tätigkeiten können sie ihre Fähigkeiten und Fertigkeiten austesten, sollen aber auch eigene Projekte entwickeln“, so Stöbe.
Wolfgang Däne ist voll des Lobes. „Die Arbeit im Rosengarten haben sie toll gemacht.“ Damit die Beete tatsächlich immer top gepflegt aussehen, müsste man sich allerdings regelmäßig kümmern. Die Rosen würden zwar vom Grünflächenamt verschnitten, sie bräuchten aber hin und wieder Pflege.
Führungen gab es immer
Stadtführer Lutz Brückner, der Rosen fast ebenso sehr liebt, wie der Mann vom Grünflächenamt, will auf seine Weise versuchen, den Rosengarten wieder mehr ins öffentliche Bewusstsein zu rücken und bietet deshalb am Samstag, dem 18. Juni, um 15 Uhr eine Rosenführung an. „Das finde ich toll“, meint Däne. „Denn so etwas hat es ja jahrelang gegeben.“ Erst als 2011 das große Bauprojekt der Bahn rund um den Merseburger Bahnhof begann, hätten die aufgehört. „Früher wurden im Rosengarten sogar Konzerte gespielt“, schwärmt Däne. „Das kam immer super an.“
18. Juni, 15 Uhr, Führung durch den Rosengarten (mz)