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Nahverkehr in Merseburg Nahverkehr in Merseburg: Sind Frauen die besseren Busfahrer?

Von Dirk Skrzypczak 08.12.2015, 10:44
Bus mit Katze: Ires Spatzier hat ein Foto von Kater Willy als Glücksbringer dabei, wenn sie auf Tour ist.
Bus mit Katze: Ires Spatzier hat ein Foto von Kater Willy als Glücksbringer dabei, wenn sie auf Tour ist. Peter Wölk Lizenz

Merseburg - An der Karosse des Busses klebt ein Bild von Willy, der Hauskatze. Und hinter der Scheibe steckt ein Schild: „Frauen fahren besser als Männer“, steht dort. Iris Spatzier sitzt am Steuer und kichert. „Den Bus parke ich besser ein als mein Auto“, sagt die 48-Jährige aus Meuschau. Sie gehört zu einer Gruppe Exoten im Saalekreis, denn Berufskraftfahrerinnen sind zwischen Wettin und Spergau eher selten. Von den 80 Busfahrern der Personennahverkehrsgesellschaft (PNVG) Merseburg-Querfurt etwa sind nur sieben weiblich. Beim Omnibusbetrieb Saalekreis (OBS), der im Norden fährt, sieht die Frauenquote (3:82) nicht besser aus. Und im halleschen Verkehrsunternehmen Havag ergibt sich bei Bus und Straßenbahn ein Frauenanteil von 20 Prozent.

Gleichberechtigung am Lenkrad

Das liegt nicht daran, dass die Verkehrsbetriebe keine Frauen einstellen wollen. Es melden sich halt nur wenige. „Also wir machen gute Erfahrungen mit unseren Busfahrerinnen. Sie sind nicht schlechter als Männer, wie es das Klischee sagt. Und bei uns gilt Gleichberechtigung. Auch Frauen müssen hinter dem Lenkrad alles können“, erzählt Lothar Riese, Geschäftsführer der PNVG. Werktags sind die Busse zwischen 3.30 und 23 Uhr im Linienverkehr unterwegs. Hier müssen Iris Spatzier und ihre Kolleginnen je nach Schichtplan auch nachts ran. Das ist in der Nahverkehrsbranche aber nicht überall der Fall.

Frauen von Nachtschicht verschont

Im Taxi-Unternehmen Elix aus Querfurt beispielsweise, dort sind fünf Frauen als Fahrerinnen beschäftigt (und 15 Männer), bleibt die holde Weiblichkeit von Nachtschichten verschont. „Das wollen wir den Frauen nicht zumuten“, sagt Ralf Sachsenweger, stellt aber auch klar, dass Frauen in gewissen Situationen die besseren Chauffeurinnen seien. „Gerade wenn Patienten zum Arzt gefahren werden müssen, kommt ein Mutti-Typ bei den Kunden gut an. In schwierigen Situationen sind sie einfühlsamer“, meint Sachsenweger. Eine Erfahrung, die Riese auch für die PNVG bestätigen kann. „Unsere Frauen sind lustig und kommunikativ. Fahrgäste schätzen das.“

Deutlich geringere Unfall-Quote

Wer nun besser fährt - Frau oder Mann - wird wohl ewig ein Thema für den Stammtisch bleiben. Zumindest sind Frauen mit Fahrzeugen im Saalekreis rücksichtsvoller unterwegs, wie sich statistisch belegen lässt. 124 000 Personen im Kreis haben die „Fleppen“. 39,5 Prozent von ihnen sind weiblich. Nimmt man jetzt mal die Punkte und Verwarnungen, die in diesem Jahr bis zum 12. November nach Flensburg gemeldet worden sind, dann entfallen von 650 Fällen im Saalekreis nur 49 auf Frauen, was einer Quote von sieben Prozent entspricht. Zudem bauen Frauen weniger Unfälle. Hier ist das Bild allerdings verzerrt, weil natürlich erheblich mehr Männer täglich ein Fahrzeug lenken und Unfallverursacher nicht zwangsläufig aus dem Saalekreis stammen müssen.

Von Familien wegen Kraftfahrerin

Iris Spatzier fühlt sich in ihrem Bus jedenfalls wohl und hat ihren Traumberuf gefunden. Die Meuschauerin stammt aus einer Kraftfahrer-Dynastie, in der irgendwie alle Familienmitglieder bis hin zur Verwandtschaft mit der Mobilität zu tun hatten oder es noch haben. 23 Jahre steuert sie nun schon Busse durch den Landkreis. Kleine Rempler bleiben da nicht aus. Auf eine Sache legt die 48-Jährige, die zunächst Maschinist für Wärmekraftwerke gelernt hatte, großen Wert: In einen Unfall mit Personenschaden war sie nie verwickelt. Das soll auch so bleiben.

Wie ist das eigentlich gemeint: hinter dem Steuer oder als Passagier?
Wie ist das eigentlich gemeint: hinter dem Steuer oder als Passagier?
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