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Nachruf auf Herwig Hübner Nachruf auf Herwig Hübner: Wirken endete mitten in der Arbeit

29.07.2003, 20:02

Merseburg/MZ. - Bis zuletzt ist Herwig Hübner seiner kommunalpolitischen Verantwortung treu geblieben. Kein Wort von ihm, dass eine schwere Krankheit ihn seit vielen Monaten zu übermannen drohte. Mit eiserner Selbstdisziplin leitete er Kreistagssitzungen, arbeitete in den Ausschüssen des Kreistages und im Verwaltungsrat der Kreissparkasse mit. So endete sein öffentliches Wirken mitten in der ehrenamtlichen Arbeit. Die friedliche Revolution 1989 hatte ihn zu einem aktiven politischen Menschen gemacht. Kaum jemand wusste, was kommen würde - aber alle, was nicht bleiben sollte. Herwig Hübner, seit 1964 Wahl-Merseburger, gab kurz entschlossen seine Arbeit als Diplomingenieur im Chemiekombinat Buna auf, um am Neuaufbau seiner Stadt mitzuwirken. Mit der ersten freien Kommunalwahl im Mai 1990 in den Stadtrat gelangt, wählte dieser ihn zum Bürgermeister.

Stadtrat, Bürgermeister und Verwaltung standen vor ungeheuren Problemen, deren Ausmaß sich erst nach und nach den Frauen und Männern der "ersten Stunde" erschloss. Viel Urteilsfähigkeit und Fingerspitzengefühl waren nötig. Seine optimistische Lebensauffassung, christliche Einstellung und integrierende Wirkung halfen ihm, die Kräfte zu bündeln. Der Aufbau der Verwaltung mit einem neuen Verständnis für die Bürger-Interessen ging einher mit der Gestaltung der Stadt. So entstanden die heute dominierenden Gebäude der Gotthardstraße, Gewerbegebiete und Einkaufszentren; die grundhafte Erneuerung der Gebäude des Domgymnasiums begann. Die Städtepartnerschaften mit Bottrop, Genzano di Roma und Chattillon, von Herwig Hübner als eine Herzenssache angelegt, haben sich prächtig entwickelt und sind ein Zeichen von Verständigung und Solidarität.

Es hat Herwig Hübner bedrückt, dass nicht alle Wünsche wahr werden konnten und dass vieles seine Zeit braucht. Auch wenn die Oberbürgermeisterwahl 1998 ihm nicht das gewünschte Ergebnis brachte, gab er nicht auf. Mit großen Engagement leitete er seitdem den Kreistag. Sein Rüstzeug dafür war die lange Erfahrung im Führen einer Stadt sowie der gesunde Menschenverstand eines Diplomingenieurs aus der Praxis. Allerdings waren die Zeiten schwieriger geworden, die allgemeine Finanznot zwang auch den Kreistag immer häufiger zu unpopulären Entscheidungen.

Gerade in solcher Zeit unbequemer Auseinandersetzungen hat Herwig Hübner den Kreistag sachlich und fair geleitet und so eine erfolgreiche Arbeit für den Landkreis geleistet. Dass er trotz seiner schweren Krankheit jedem Anflug von Resignation widerstanden hat, zeugt von seiner inneren Kraft bis zu seinem Tode.