Nach der Einschulung Nach der Einschulung: Die spannende Jagd nach den Buchstaben

Merseburg - Die Buchstabenhefte liegen aufgeschlagen auf dem Tisch. Die Aufgabe ist ein bisschen schwierig. „Sucht in den Wörtern oben auf der Seite bitte alle “L„ und zeichnet sie nach - die kleinen und die großen“, fordert Claudia Gumbrecht ihre Schüler auf. Da ist einer etwas schneller, der andere etwas langsamer. Aber Claudia Gumbrecht spornt alle an, macht Mut, korrigiert, lobt. Am Ende haben alle die Aufgabe erledigt.
Hunderte Erstklässler im Saalekreis haben gerade ihre erste Schulwoche erlebt. Nachdem die Zuckertüte ausgepackt war, hieß es seit vergangenen Montag mit dem Schulranzen zur Schule gehen., still sitzen und sich melden, wenn man etwas sagen oder fragen möchte.
So war es auch bei der neuen Patenklasse der MZ-Lokalredaktion Merseburg, den Kindern vom „Lernhaus B“ der Merseburger Curie-Schule. Jetzt wollte MZ wissen, wie aufregend die erste Woche für die Mädchen und Jungen und auch für ihre Klassenlehrerin war.
Langes Stillsitzen fällt manchen Erstklässlern noch schwer
Claudia Gumbrecht lächelt. „Die Woche war gut.“ Man wisse, dass nicht alle Kinder auf dem gleichen Level sind, und man habe auch Defizite festgestellt. „Aber die Kinder sind sehr freundlich zueinander und gehen sehr lieb miteinander um“, sagt sie. „Wenn jemand zum Beispiel keinen Filzstift zur Hand hat, dann sagt ein anderer Junge oder ein Mädchen: ’Ich gebe Dir meinen Filzstift ’. Das gefällt mir.“
Sie könne verstehen, dass es manchen Mädchen und Jungen noch schwerfällt über längere Zeit still zu sitzen. „Ich weiß, dass sie sich sehr gern bewegen und gern draußen sind.“ Damit die Kinder Spaß am Lernen haben, werde deshalb mit allen Sinnen gelernt, erklärt Claudia Gumbrecht. Zum Beispiel beim Erlernen des Buchstabens „L“. „Den dürfen die Kinder nicht nur schreiben - sie können ihn dann zum Beispiel auch aus Knetmasse kneten, sie können den Buchstaben aus Steinen legen oder ein Seil nehmen und es als ’L’ auf den Boden legen.“
Lernhaus-Modell soll Schülern ein unterschiedliches Lerntempo ermöglichen
Bis zum Endes des Kalenderjahres werden die Kinder vom Lernhaus B alle Buchstaben kennen. „Und ab Februar geht es dann mit der Schreibschrift los“, erklärt die Klassenlehrerin. „Und wer dafür vielleicht ein wenig länger braucht - das ist kein Problem. Die Zeit nehmen wir uns.“ Eines der Mädchen - Linda - könne sogar schon einige Wörter schreiben. „Und sie hat auch schon das Rechnen verstanden. Also, was ist plus und was bedeutet minus. Das hat mich sehr gefreut“, sagt Claudia Gumbrecht, die insgesamt die Begeisterungsfähigkeit ihrer neuen Schüler lobt.
Da die Kinder die Uhr noch nicht kennen und daher nicht wissen, wie spät es ist und wo sie sich zeitlich gerade befinden, hat Claudia Gumbrecht eine Farbuhr an die Tafel geheftet. Die einzelnen Farben stehen für die Unterrichtsstunden des Tages. Ist eine Stunde vorbei, wird das kleine Piktogramm abgenommen.
Die MZ-Patenklasse ist eine besondere an der Curie-Schule, nämlich die erste jahrgangsübergreifende. Deshalb heißt sie eben auch Lernhaus statt Klasse. Das Modell soll den Schülern ein unterschiedliches Lerntempo ermöglichen, ohne dass sie sitzenbleiben. Im nächsten Jahr sollen etwa zehn jüngere Schüler hinzukommen. Dann sind die heutigen Erstklässler die Großen und helfen den Kleinen. (mz)