Nach dem Protest Nach dem Protest: Aus eigener Kraft zum Ziel
Röglitz/MZ. - Nachdem die Betreuerin von der Gemeinde zuvor abgewiesen wurde, war das Engagement der Jugendlichen gefragt. Entschlossen wendeten sie sich an Deltlef Albrecht, den Bürgermeister der Verwaltungsgemeinschaft Schkopau, der auch spätestens mit dem Zusammenschluss zur Einheitsgemeinde seine Hilfe angeboten hat. "Die wollten uns irgendjemanden schicken, was wir abgelehnt haben", sagt die 16-jährige Susann. "Wir wollten, dass Sylke bei uns weiterarbeiten kann. Zu ihr hatten wir schon ein gewisses Vertrauen aufgebaut."
Sogar Unterschriften haben die 14- bis 21-Jährigen gesammelt. Doch erst nach dem Vorsprechen auf einer Sitzung des Gemeinderats hat auch dieser erkannt, dass gehandelt werden muss. "Die haben wohl eingesehen, dass die Jugendlichen die Zukunft sind und es ohne sie bald auch kein Röglitz mehr geben wird", erklärt Sylke Dreyhaupt. Eben drum wurde ihr im Frühjahr ein Arbeitsvertrag angeboten - als hauptamtliche Jugendbetreuerin. "Wir haben den ganzen Tag gefeiert", erzählt Sylke Dreyhaupt. "Die Kinder haben gekämpft und nur durch ihren Ehrgeiz ist das hier alles entstanden." Die Einrichtung ist für alle wie ein zweites Zuhause: "Ein paar Stunden mehr in der Woche sind für mich keine Arbeit, es ist mein Hobby", erklärt die 33-jährige Betreuerin. "Wenn wir ein Problem haben, können wir uns stets an Sylke wenden. Die hat selbst sonntags immer ein Ohr für uns", sagt die 16-jährige Susann. Schon vor dem gemeinsamen Kampf für den Erhalt ihres Klubs waren die Jugendlichen ein echtes Team. "Hier gab es nie Streitereien", sagt Sylke Dreyhaupt. Gefeiert, gekocht oder gearbeitet wird immer zusammen."
Mittlerweile haben sich die Jugendlichen dazu bereit erklärt, die Grünflächen und Gehwege rund um den Jugendklub in eigener Verantwortung zu pflegen, was nicht nur dem Gemeinderat, sondern auch dem einen oder anderen Nachbarn sehr gut gefällt. Einer von ihnen sponserte den Jugendlichen sogar einen neuen Computer, der bei den Kids im Klub sehr gut ankam. "So etwas ist heute nicht selbstverständlich", sagt Sylke Dreyhaupt. Das fehlende Geld lässt Ausflüge oft in weite Ferne rücken. Einen großen Teil zahlen die Jugendlichen aus der eigenen Tasche, nur Teilbeträge erstattet das Jugendamt. Auch wenn sich die Jugendliche bei kleineren Dingen selbst helfen: "Wir sind dankbar für jede Hilfe aus Schkopau oder vom Jugendamt. Ohne deren Unterstützung würde es den Jugendklub längst nicht mehr geben", sagt Sylke Dreyhaupt überglücklich.
Michael Bertram