1. MZ.de
  2. >
  3. Lokal
  4. >
  5. Nachrichten Merseburg
  6. >
  7. MZ-Aktion: MZ-Aktion: Mitstreiter aus aller Welt backen Plätzchen für den guten Zweck

MZ-Aktion MZ-Aktion: Mitstreiter aus aller Welt backen Plätzchen für den guten Zweck

Von UNDINE FREYBERG 16.12.2015, 10:30
Anna Ignatenko (l.) bereitet den Hirschhornsalzteig vor, während Frank Bannert Plätzchen bestreicht. Koch Bernd Lücke (r.) stellt sich immer wieder in den Dienst der guten Sache - im Saalekreis und auch in Halle.
Anna Ignatenko (l.) bereitet den Hirschhornsalzteig vor, während Frank Bannert Plätzchen bestreicht. Koch Bernd Lücke (r.) stellt sich immer wieder in den Dienst der guten Sache - im Saalekreis und auch in Halle. Marco Junghans Lizenz

Merseburg - „Hier riecht irgendwas angebrannt“, warnt Bernd Lücke. Doch nach einem Blickt in den Backofen gibt er Entwarnung. „Alles okay“, sagt der Mann lächelnd, der bei der Koch-WM schon Silber und Bronze geholt hat. Auch in diesem Jahr hat er sich in Merseburg in den Dienst der guten Sache gestellt und auf Einladung der MZ gemeinsam mit mehreren Hobbybäckern Plätzchen gebacken. Die Runde war diesmal ganz international. Zwischen Hirschhornteig und Schwarz-weiß-Gebäck plauderten miteinander Anna Ignatenko aus der Ukraine, Elena Michailidou aus Griechenland, Caroline Grimm-Astruc aus Frankreich, der New Yorker Thomas Buchanan und Landrat Frank Bannert (CDU) - quasi als Vertreter Deutschlands.

Man kam beim Teigausrollen und Plätzchenausstechen schnell ins Gespräch darüber, wer wann warum nach Deutschland kam oder wie eigentlich in den Heimatländern oder jetzt in Deutschland Weihnachten gefeiert wird.

Weihnachten mit den Eltern

„Wir feiern deutsch und ukrainisch“, sagt Pianistin Anna Ignatenko, die im Jahr 2000 nach Deutschland kam. „Denn in der Ukraine ist ja Weihnachten erst vom 6. auf den 7. Januar“, erzählt sie während sie den Hirschhornsalzteig ausrollt und Landrat Bannert die ersten Tannenbaumplätzchen mit Ei bestreicht. Normalerweise sei die Familie zwischen Weihnachten und Neujahr immer nach Donezk geflogen. „Doch nicht in diesem Jahr, denn meine Eltern Ljudmila und Zynoviy leben jetzt auch in Merseburg“, freut sich Anna, bei der es zu Weihnachten Gans oder Ente geben wird.

Elena Michailidou, die als Kellnerin im Restaurant „Kreta“ arbeitet, kam schon 1996 an die Saale. „Meine Schwester war schon ein Jahr früher nach Merseburg gekommen, deshalb hat es mich auch hierhergezogen.“ Eigentlich habe sie nur zwei Jahre bleiben, ein bisschen Geld sparen und dann zurück nach Griechenland gehen wollen. Aber sie ist geblieben, hat 2002 ihren Mann Sergios geheiratet. „Als ich dann mit meiner ersten Tochter Anna schwanger war, war für uns klar, dass wir hierbleiben“, sagt die 40-Jährige. Aber mit ihrem Mann und den Kindern Anna (11), Nikitas (9) und Sofia (6) geht es mindestens einmal im Jahr nach Griechenland. „Egal wie schwer das Leben ist, die Griechen haben das Talent, tief zu entspannen, und sind immer freundlich. Und am Meer, wo ich herkomme, riecht es einfach so gut.“ Was das Weihnachtsessen angeht, bereiten viele Griechen Spanferkel im Ofen zu. „Oder eben Gans - wie in Deutschland.“ Eine süße Spezialität, die alle Griechen machen, sei Melomakárone - etwas dickere Plätzchen mit Sirup und Nüssen.

Während Bernd Lücke dem Landrat erklärt, warum die mit Ei bestrichenen und gezuckerten Tannenbäume nicht so eng aufs Blech gelegt werden dürfen, nahm sich Thomas Buchanan mit einem großen Messer die nächsten Rollen Schwarz-weiß- Gebäck vor.

Buchanan lebt schon ziemlich lange in Deutschland. Der Informatiker wurde 1942 in New York geboren und besuchte dort die St. Thomas Choir School besuchte (eine Einrichtung ähnlich der Thomaner-Chorschule in Leipzig). Er war als US-Soldat für drei Jahre in Stuttgart stationiert, ging dann wieder in die USA, um 1967 nach Deutschland zurückzukommen, um Mathematik zu studieren und zu promovieren. Er arbeitete bei verschiedenen Firmen. „Aber dann dachte ich, dass ich ganz gern an einer Hochschule arbeiten würde, und so kamen meine Frau und ich 1994 nach Merseburg.“

Ein Platz am Tisch für jeden

„Ich hab’ in Kanada einen Hallenser kennengelernt“, erzählt Psychologin Carolin Grimm-Astruc, wie es sie nach Deutschland verschlagen hat. Nach mehrjähriger Fernbeziehung und ihrer Doktorarbeit in München ging es nach Halle, und sie arbeitet mittlerweile am Carl-von-Basedow-Klinikum. „In Frankreich schenkt man sich zwar etwas zu Weihnachten, aber wir legen mehr Wert auf das Essen. Es gibt Delikatessen, die man sich sonst das Jahr über nicht leistet - wie Langusten oder Austern“, erzählt die 35-Jährige aus Montpellier.

Die erste Speise am Heiligabend ist allerdings recht einfach - ein Gericht aus Brot, Bergkäse, Kohl und Zwiebeln, das im Ofen gebacken wird. „Das essen wir vor dem Gottesdienst, danach gibt es Delikatessen und besonderen Wein.“ Am 24. Dezember sei auch für jeden Freund, der sonst vielleicht alleine zu Hause wäre, ein Platz am Tisch frei. Ziemlich schnell kommt die Französin mit Elena aus Griechenland ins Gespräch. Überhaupt macht der Klang der unterschiedlichen Akzente den Nachmittag am Backofen zum echten Erlebnis.

Bernd Lücke lobt die MZ-Aktion. „Wenn wir so etwas nicht tun, wer soll es sonst tun“, meint er. Die gebackenen Plätzchen werden für Familien und Kinder gespendet, die die nächste Zeit in der Notunterkunft für Flüchtlinge in Merseburg-West verbringen werden. (mz)

Elena Michailidou (l.) plaudert mit Caroline Grimm-Astruc.
Elena Michailidou (l.) plaudert mit Caroline Grimm-Astruc.
Marco Junghans Lizenz
Thomas Buchanan schneidet Schwarz-weiß-Teig.
Thomas Buchanan schneidet Schwarz-weiß-Teig.
Marco Junghans Lizenz
Das hat vielleicht toll geduftet. Die gebackenen Plätzchen werden diesmal an Familien und Kinder gespendet, die in der Notunterkunft für Flüchtlinge leben.
Das hat vielleicht toll geduftet. Die gebackenen Plätzchen werden diesmal an Familien und Kinder gespendet, die in der Notunterkunft für Flüchtlinge leben.
Marco Junghans Lizenz