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  7. Müchelner Kegel-Kapitän Andreas Kühn stirbt bei Verkehrsunfall im Saalekreis

Nachruf auf Andreas Kühn Tragischer Verlust für die Kegelwelt: Müchelner Kapitän bei Verkehrsunfall gestorben

Es ist ein Schock: Die Müchelner Kegel-Ikone Andreas Kühn stirbt mit nur 59 Jahren an den Folgen eines Verkehrsunfalls. Der einstige Weltmeister hinterlässt riesige Fußstapfen.

Von Olaf Wolf Aktualisiert: 12.03.2024, 14:30
Die Kegelsportgemeinschaft trauert um Andreas Kühn, den Kapitän des SV Geiseltal Mücheln, der kurz nach dem Aufstieg seines Teams in die Bundesliga bei einem tragischen Radunfall ums Leben kam.
Die Kegelsportgemeinschaft trauert um Andreas Kühn, den Kapitän des SV Geiseltal Mücheln, der kurz nach dem Aufstieg seines Teams in die Bundesliga bei einem tragischen Radunfall ums Leben kam. Foto: SV G. Mücheln

Mücheln/MZ. - Die Kegel-Welt steht still: Andreas Kühn, Kapitän des Müchelner Zweit- und baldigen Erstligisten, ist am Samstagnachmittag aus dem Leben gerissen worden. Er starb an den Folgen eines Verkehrsunfalls.

Müchelner Kegel-Kapitän Andreas Kühn stirbt bei Verkehrsunfall

Was am Samstagabend zunächst als Gerücht durch die sozialen Medien waberte, wurde wenig später traurige Gewissheit – Andreas Kühn weilt nicht mehr unter uns. Ein Pkw erfasste ihn, als er am Samstagnachmittag im Saalekreis mit dem Rad unterwegs war.

Trotz sofort eingeleiteter Reanimation kam jede Hilfe zu spät. Er starb noch an der Unfallstelle an seinen schweren Verletzungen. „Wir stehen alle unter Schock. Wir wollten es anfangs nicht glauben. Es ist menschlich eine Tragödie“, sagt Teamkollege Robert Heydrich, der sichtbar mitgenommen ist.

Andreas Kühn: Ziel immer im Blick

Der Wiederaufstieg in die erste Bundesliga mit Mücheln war der große Traum von Kühn. Der leidenschaftliche Kegler konnte auf eine sehr erfolgreiche Karriere zurückblicken. Der 59-Jährige spielte in der DDR-Junioren-Nationalmannschaft, später in der A-Mannschaft und nach der Deutschen Einheit auch in der gesamtdeutschen Auswahl. Seine ersten WM-Medaillen gewann er 1994 in Ludwigshafen mit Silber und Bronze. 1997 wurde er Deutscher Einzelmeister in Viernheim, 1999 Weltpokalsieger in Skopje. Zweimal war er Mannschaftsweltmeister. Mit den Geiseltalern wurde der Ausnahmespieler 2013 und 2014 Classic-Meister, holte sich unzählige Landes- und Kreismeistertitel.

In der vergangenen Saison verpasste sein Team noch den Aufstieg in Liga Eins, doch Andreas Kühn hielt weiter an seinem großen Ziel fest. Er formte eine Mannschaft, die in der aktuellen Saison die Konkurrenz in der Oststaffel dominierte und bereits fünf Spiele vor Saisonende den Aufstieg in die Eliteliga schaffte. Immerhin: Die Erfüllung seines großen Traumes erlebte Kühn noch, auch wenn er nun nicht mehr in der Bundesliga für Mücheln kegeln kann.

Als Kapitän war der Mann aus Großkayna stets vorangegangen. Er legte immer wieder mit Tagesbestwerten den Grundstein für die Erfolge. Mit seiner unaufgeregten Art und Weise motivierte er zudem die gesamte Mannschaft, die er mit viel Geduld aufgebaut hatte. „Wir konnten auch einmal streiten oder andere Ansichten haben, aber wir haben immer Kompromisse und Lösungen gefunden. Und wir haben immer gemeinsam Entscheidungen getroffen“, blickt Mitspieler Heydrich auf die gemeinsame Zeit zurück. Der Kapitän hatte den 35-Jährigen, der unter anderem Weltpokal- und Champions-League-Sieger war, in sein Team nach Mücheln geholt.

Einer von nebenan, dachte man, wenn man mit Andreas Kühn sprach. Unaufgeregt war er, nahm sich immer Zeit. Mit seinen sportlichen Erfolgen prahlte er nie. Und dennoch war die Leidenschaft für seinen Sport unverkennbar. Dem Laien erklärte Kühn geduldig das Reglement, konnte mit dem Experten über jedes Spiel fachsimpeln.

Er respektierte auch die Erfolge anderer. Rang zwei bei der Sportlerwahl im Saalekreis vor wenigen Wochen etwa kommentierte er mit den Worten: „Dieses Mal Platz zwei bei der Sportlerwahl im Saalekreis vor den Volleyballern vom CVM und hinter den Radpolospielerinnen aus Bad Dürrenberg, die in der ersten Bundesliga spielen! Vielen Dank noch mal an alle, die für uns abgestimmt haben.“

„Ein Denkmal verdient“

Nun ist dieser leidenschaftliche Sportler und angenehme Mensch nicht mehr da. Ein Schock. „Es ist ein großer Verlust, nicht nur für Mücheln, sondern für den Kegelsport insgesamt“, erklärt Angela Heimbach, Präsidentin des Kreissportbundes Saalekreis.

Steffen Berger, Abteilungsleiter beim SV Geiseltal Mücheln, sagt: „Er war nicht nur der Kopf der Mannschaft, er hat sich um vieles gekümmert, ob Sponsoren, Übernachtungen, die Aufstellung der Mannschaft oder auch die Nachwuchsarbeit.“ Im Sinne von Andreas Kühn wollen sie weitermachen. „Die Mannschaft wird in der kommenden Saison in der ersten Bundesliga spielen. Wir werden sie dabei unterstützen, alles dafür tun, dass sie das erfolgreich angehen.“

Am Donnerstag wird sich die Mannschaft treffen, um zu trauern, aber auch um zu besprechen, wie es weitergeht. Ob sie angesichts der Ereignisse die ausstehenden Partien in der zweiten Liga spielen wird, ist offen. „Die Fußstapfen sind riesig, die er hinterlässt. Andreas war eine Legende. Eigentlich hätte er ein Denkmal verdient“, sagt Heydrich. „Wir werden auf jeden Fall seinen Traum verwirklichen und in der Bundesliga spielen“, sagt Robert Heydrich.

Was seinen viel zu frühen Tod noch tragischer macht, ist die Tatsache, dass er nach seinem 60. Geburtstag im Juni seine langjährige Lebensgefährtin Manja Baudis heiraten wollte. Sie und die gesamte Familie haben jetzt die schwerste Last zu tragen.