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Möbelhaus in Günthersdorf Möbelhaus in Günthersdorf: Merseburg lehnt Höffner-Erweiterung ab

03.12.2014, 11:49
Höffner plant eine Erweiterung. Um die planungsrechtlichen Voraussetzungen dafür zu schaffen, muss ein B-Plan erarbeitet werden. Dieser liegt im Vorentwurf vor.
Höffner plant eine Erweiterung. Um die planungsrechtlichen Voraussetzungen dafür zu schaffen, muss ein B-Plan erarbeitet werden. Dieser liegt im Vorentwurf vor. Peter wölk Lizenz

Merseburg/Leuna - Höffner will sein Anwesen in Günthersdorf erweitern. Das Möbelhaus soll um eine Etage aufgestockt werden, entlang der A 9 in südlicher Richtung soll ein Logistikzentrum entstehen. Um dafür Planungsrecht zu schaffen, erarbeitet Leuna derzeit einen Bebauungsplan. Parallel dazu wird ein Städtebauliches Entwicklungskonzept aufgestellt. Über dessen Baustein Einzelhandelsentwicklung sowie den B-Plan sprach MZ-Redakteurin Uljana Wuttig-Vogler mit Merseburgs Bürgermeisterin Barbara Kaaden (parteilos).

Merseburg als unmittelbare Nachbarkommune muss zu den Leunaer Plänen angehört werden. Zu welcher Entscheidung sind Sie nach der Überprüfung der Unterlagen gekommen?

Kaaden: Wir lehnen die Pläne rundherum ab, weil anzunehmen ist, dass die geplante Höffner-Erweiterung viele Innenstädte in der Region, darunter eben auch Merseburg erheblich schädigen wird. Nova Eventis übernimmt die Versorgung für einen großen Einzugsbereich, diese Funktion haben normalerweise aber nur Ober- und Mittelzentren. Deshalb ist jede Erweiterung von Verkaufsflächen an diesem Standort auf der „grünen Wiese“ schädlich, weil sie die Kunden abzieht und die Innenstädte veröden lässt.

Ein Grund- oder Unterzentrum soll laut Raumordnungsgesetz (ROG) mindestens 3.000 Einwohner haben. Seine Aufgabe ist es, den Grundbedarf für die Versorgung der Bevölkerung zu gewährleisten. Typische Einrichtungen sind Sekundarschule, Gemeindeverwaltung, Handelseinrichtungen bis 800 Quadratmeter, Verkaufsfläche, Ärzte, Apotheken.

Insofern war der Bau von Nova Eventis von Anfang an ein Fehler?

Kaaden: Ein großer Fehler. Damit wir uns nicht falsch verstehen, ich will nicht, dass Nova Eventis abgerissen wird, aber wir müssen verhindern, dass der Fehler verfestigt wird. Und die vorgesehene Erweiterung wäre so eine Verfestigung.

Wenn man mal vom Logistikzentrum absieht, soll das Möbelhaus lediglich um eine Etage aufgestockt werden. Dort sollen dann ausschließlich Möbel verkauft werden. Wo sehen Sie die konkrete Gefahr für die Merseburger Innenstadt?

Kaaden: Überall haben die Möbelhäuser in den vergangenen Jahren ihre Angebotspalette an zentrenrelevanten Artikeln erweitert. Das befürchten wir jetzt auch, zumal es nach der Erweiterung wohl kaum jemanden geben wird, der die Flächengröße für die zentrenrelevanten Artikel überprüfen wird. Merseburgs Innenstadthändler haben es schwer, zu wenige Menschen kaufen in der Innenstadt ein. Wir haben noch viele durch Inhaber geführte Geschäfte, deren Aufgabe mit zunehmendem Alter nicht leichter wird. Zudem haben die Händler mit weiteren Problemen zu kämpfen, beispielsweise mit dem wachsenden Internethandel. Und ich will nicht verhehlen, dass auch in Merseburg selbst in der Vergangenheit Fehler gemacht wurden, wenn ich an die Einkaufszentren am Rande der Stadt denke. Doch wir können und wollen weder das Stadtzentrum aufgeben noch die Innenstadthändler im Stich lassen. Unsere Innenstadt ist so attraktiv, wie wir sie machen. Ich kann deshalb nur an die Merseburger appellieren, sich mit den Händlern solidarisch zu zeigen und im Zentrum einzukaufen. Nur so können die Händler bestehen. Die Innenstadt wurde mit Millionenbeträgen saniert. Sie ist schön geworden, so dass man hier auch ein paar schöne Stunden verbringen kann.

Mit der Höffner -Erweiterung werden doch aber auch Arbeitsplätze geschaffen, die dringend gebraucht werden. Oder?

Kaaden: Diese Menschen könnten auch in Merseburg arbeiten, wenn sich große Handelsketten in Merseburg ansiedeln würden. Doch diese kommen nicht unter anderem aus Furcht vor der starken Konkurrenz in Günthersdorf. Schauen Sie sich doch mal Stendal an, das ist eine Kreisstadt vergleichbar groß wie Merseburg. Die hat eine attraktive Innenstadt mit florierendem Handel, weil sie keine Konkurrenz durch überdimensionale Einkaufszentren hat.

Im B-Plan wird vorgeschlagen, Leuna als Grundzentrum mit Teilfunktion eines Mittelzentrums hochzustufen und Nova Eventis als Sonderstandort für großflächigen Einzelhandel auszuweisen. Wie steht Merseburg dazu?

Kaaden: Das halten wir für einen Affront angesichts eines nur fünf Kilometer entfernt funktionierenden Mittelzentrums, das Merseburg ist. Wir lehnen die Höherstufung ab. Eine Ausweisung von Nova Eventis als Sondergebiet entspricht nicht den Zielen der Landesplanung und ist auch nicht im Landesentwicklungsplan verankert. Wir sehen durch den Versuch, die zentralörtliche Stufe für Leuna anzuheben, unsere Belange im erheblichen Maße beeinträchtigt.

Welche rechtliche Bedeutung kommt jetzt den Einsprüchen Merseburgs zu?

Kaaden: Die Stadt Leuna muss unsere Bedenken gerecht gegen eigene Interessen und andere Hinweise abwägen. Gegen fehlerhafte Abwägungen kann man notfalls gerichtlich vorgehen. Ich hoffe aber, dass wir gemeinsam mit den Landesplanungsbehörden eine regional verträgliche Lösung finden und hier in der Metropolregion Mitteldeutschland lieber zusammen als gegeneinander arbeiten. (mz)