Mittelalter zieht Tausende an
Querfurt/MZ. - Jeder, der die illustre Gesellschaft in mittelalterlichen Kostümen sah, konnte meinen, sie gehörte ebenso zum organisierten Teil des Festes wie das mittelalterliche Dorf mit seinem Bewohnern, die Falkner mit ihren Vorführungen oder auch der Chirurgus Ulricus Ulcus, der vor den Augen des wissbegierigen Publikums sogar eine Hirnoperation vorführte. Doch nein, die gewandeten Damen feierten beim Burgfest einen zünftigen Junggesellinnenabschied.
"Unsere Schwester Katharina lebt im italienischen Padua und heiratet dort im Juli. Deshalb haben wir sie damit überrascht", erzählt "Zofe" Jeannette Seidler (37), die selbst vor einiger Zeit für nur drei Esel, wie sie sagte, an einen Mann verkauft wurde. Die jüngere Schwester, Eva-Maria Lorenz, gab bereitwillig die Magd und Katharinas Studienfreundin und Trauzeugin Gesa von Wichert (33) mimte eine Gelehrte. Und was meinte die Braut zur Überraschung? "Ich hab's erst am Morgen erfahren und mich total gefreut, vor allem über die Kostüme", lächelte die 30-jährige Juristin Katharina Lorenz, die seit sieben Jahren mit ihrem Marco zusammen ist. "Zofe" Jeannette: "Wir sind immer beim Burgfest dabei und deshalb passte das einfach perfekt."
Perfekt war das Burgfest sicherlich auch für viele Kinder, denn die konnten hier nach Herzenslust in die Geschichte eintauchen. Lukas, ein junger Ritter-Fan aus Straußberg bei Berlin, war schon zum dritten Mal mit seiner Mama dabei und fand das mittelalterliche Dorf total interessant. Dort wurden Leinenkleider genäht, Körbe geflochten und Leder bearbeitet, und Lukas konnte gemeinsam mit seinem Cousin Markus aus Querfurt am offenen Feuer und mit historischen Pfannen Fladen backen und sie natürlich auch gleich verspeisen. "Das war toll", meinte er.
Der fünfjährige Julius Hoppe aus Leuna versuchte sich mit Hilfe des Bogenmachers Knut Kieschkar als Bogenschütze und der sechsjährige Maximilian aus dem thüringischen Bottendorf schlüpfte mit einiger Anstrengung in ein echtes, zehn Kilo schweres Kettenhemd.
"Uns hatten Freunde dieses Fest empfohlen und wir finden es unheimlich schön hier", sagte Ina Stein aus Leipzig, die mit ihrem Sohn Jakob (13) nach Querfurt gekommen war. "Ich hab an einem Stand Apfelsaft aus Äpfeln gepresst. Das fand ich interessant, und zur Belohnung durfte man den sogar trinken", erzählt der 13-Jährige fröhlich.
Nicht nur aus der näheren Umgebung waren die Besucher am Wochenende zur Burg Querfurt geströmt. Man sah auch Autokennzeichen aus Bonn, München und Hamburg auf dem Burgparkplatz. "Wir sind sehr zufrieden mit den Besucherzahlen, es waren doch einige Tausend, die an diesem Wochenende zu uns gekommen sind", sagte Burgmanagerin Katharina Heinrich Sonntagabend der MZ. Welches Thema das Fest im kommenden Jahr haben wird steht noch nicht fest. "Da wir das Mittelalter-Thema aber im Jahr 2009 wieder haben, wenn der 1000. Todestag des Heiligen Brun von Querfurt begangen wird, wird es nächstes Jahr auf jeden Fall etwas anderes sein.".
Mehr über die Burg Querfurt erfahren Sie auf der neuen Homepage.