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Mit Rollator zur Arbeit Mit Rollator zur Arbeit: So hilft 90-Jährige Braunsbedraerin in der Kleiderkammer aus

Von Diana Dünschel 06.09.2019, 18:25
Mit 90 Jahren ist Ilse Krug die Älteste im ehrenamtlichen Team der Kleiderkammer Braunsbedra.
Mit 90 Jahren ist Ilse Krug die Älteste im ehrenamtlichen Team der Kleiderkammer Braunsbedra. Diana Dünschel

Braunsbedra - Die Kleiderkammer in der Geiseltalstraße in Braunsbedra wird vom Seniorenclub Geiseltal betrieben. Zu den ehrenamtlich Tätigen hier gehört auch die 90-jährige Ilse Krug. Die Witwe, die einst in der Braunkohle arbeitete, ist damit die Älteste des gesamten Teams.

Braunsbedraerin - Kollegin, die von allen sehr geschätzt und verehrt wird

Die Braunsbedraerin ist schon seit Mitte der 90er Jahre im Verein aktiv, sagt die Vorsitzende Gotelind Mollnau. Trotz ihres hohen Alters komme die überall als „die kleine Ilse“ bekannte Seniorin heute noch an drei Tagen in der Woche jeweils für mehrere Stunden, damit der Kleiderkammer-Betrieb laufe. „Und das tut sie bei Wind und Wetter, früher kam sie mit dem Fahrrad und heute mit dem Rollator“, betont die Vereinschefin.

Ilse Krug hat ganz hinten im ehemaligen Veranstaltungssaal der Baracke ihren festen Arbeitsplatz beim Auspacken der Spenden. Dutzende Säcke sind es jedes Mal, die entweder im Kleidercontainer gelandet sind oder von Leuten persönlich abgegeben werden. Zu Kleidung kommen auch Schuhe und Haushaltsgegenstände. Die 90-Jährige schaut dann nach, ob die Sachen sauber und ganz sind. Ist das der Fall, hängt sie alles sorgsam auf Kleiderbügel auf und verteilt sie auf verschiedene Einkaufswagen.

Es gibt jeweils einen für die Herren-, Damen- und Kindersachen. Ihre Kollegen bestücken damit schließlich die verschiedenen Abteilungen. Denn das Motto des Seniorenclubs lautete schon immer, die Kunden sollen sich hier wie in einem Kaufhaus fühlen. Man kann sich denken, dass das Auspacken der Kleiderspenden nicht die angenehmste Aufgabe ist. „Aber Ilse beklagt sich nicht. Sie ist überhaupt eine Kollegin, die von allen sehr geschätzt und verehrt wird“, heißt es aus dem Team. Und wenn die beliebte regelmäßige Kaffeerunde des Seniorenclubs im Seniorenheim „Am Stadtpark“ anstehe, dann sei Ilse auch gerne mit dabei.

Feuer in Kleiderkammer verschlechterte Arbeitsbedingungen

Wie alle ehrenamtlichen der Kleiderkammer erlebt auch die 90-Jährige seit dem Herbst 2016 vor Ort sehr harte Zeiten. Damals war im Möbellager der Kleiderkammer ein Feuer ausgebrochen. Die Hälfte der Baracke brannte nieder. Für die Annahme der Kleiderspenden muss seitdem der Saal herhalten und fiel als Veranstaltungsort deshalb aus. Die beliebte regelmäßige Kaffeerunde konnte zwar einen Ausweich finden. Aber die Sportgruppe gibt es seitdem aus Platzmangel nicht mehr.

Ebenso kann die Suppenküche nicht mehr betrieben werden, in der täglich 20 bis 30 warme Mahlzeiten für Bedürftige ausgegeben wurden. Vor allem die Arbeitsbedingungen für die Vereinsmitglieder haben sich dadurch enorm verschlechtert. Bis heute gibt es keine Heizung. Doch nach einem jüngsten Gespräch mit dem Vermieter haben Gotelind Mollnau, Ilse Krug und ihre Mitstreiter Hoffnung auf eine baldige Besserung dieser Situation. (mz)