Miserable Zustände in Bahnhofstoiletten Miserable Zustände in Bahnhofstoiletten: Wer löst die stinkenden Probleme in Merseburg?

Merseburg - Gestank aus den Abflüssen, kaputte Leitungen und Öffnungszeiten, die so gar nicht zu den Stoßzeiten im Reiseverkehr passen: Wem auf dem Merseburger Bahnhof die Blase drückt, der macht aufgrund des miserablen Zustands des stillen Örtchens lieber gleich einen großen Bogen um die Toiletten oder steht schlimmstenfalls einfach vor verschlossenen Türen.
In der Folge urinieren viele Betroffene aber auch einfach in die Vorhalle, die Unterführungen oder an die Außenfassaden, was mächtigen Gestank verursacht. Vor allem Gäste, die mit der Bahn anreisen, dürften so direkt nach ihrer Ankunft in Merseburg abgeschreckt werden.
Hoffen auf Lösung
Das Problem der Not mit der Notdurft ist nicht neu. Seit einer gefühlten Ewigkeit schieben sich die Deutsche Bahn als Vermieterin und die Stadt Merseburg als Mieterin der Bahnhofstoiletten gegenseitig die Verantwortung zu, wenn es um die Lösung der Probleme geht.
Diese bestehen aufgrund des Hick-Hacks zwischen beiden Parteien jedoch nach wie vor und verschlimmern sich sogar. Mittendrin: Die Pächterin, die sich werktags jeweils mehrere Stunden, um die Sauberkeit auf den Toiletten bemüht. Undichte Leitungen haben allerdings inzwischen dazu geführt, dass die Behindertentoilette sogar ganz gesperrt werden musste, wie die Frau, die die Toiletten unter der Woche von 8 bis 14 Uhr betreut und ihren Namen lieber nicht in der Zeitung lesen will, berichtet. „Wenn die Spülung betätigt wurde, drückte das Wasser aus der Wand“, beschreibt sie die unhaltbaren Zustände, wegen der sie selbst immer wieder von Gästen angefeindet wird. „Dabei kann ich die Probleme nur melden und auf eine Lösung hoffen.“ Die lässt jedoch meist auf sich warten.
Sechs Euro am Tag Verdienst
So wären dringend Investitionen nötig, doch die Bahn will angeblich nicht, und die Stadt kann aufgrund der Haushaltssituation nicht viel Geld dafür in die Hand nehmen. „Würden sie dafür noch 50 Cent zahlen?“, stellt die Pächterin eine rhetorische Frage und zeigt die in die Jahre gekommenen Toiletten, bei denen die Gäste praktisch auf dem blanken Edelstahl sitzen. Auf die Öffnungszeiten angesprochen, schüttelt die Frau nur mit dem Kopf. Mehr gehe bei ihr nicht, schon aus gesundheitlichen Gründen. Zudem lohne es sich kaum, die Toiletten von früh bis spät offen zu lassen. „In der Regel verdiene ich sechs Euro am Tag, an besonders guten sind es auch mal 15“, erzählt die Pächterin, der - während sie neulich putzte - auch noch die Handtasche gestohlen wurde.
Weitere Pächterin gesucht
Wie die Stadt Merseburg andeutete, stehe die Bahn bezüglich der Öffnungszeiten in Kontakt mit der Pächterin. Es gehe wohl darum, eine weitere Person zu finden, um die Öffnungszeiten zu verlängern oder um im Krankheitsfall reagieren zu können. Die Bahn selbst reagierte auf eine MZ-Anfrage zu den Toiletten nicht. Das Konzept gänzlich zu ändern, und etwa eine Dixi-Toilette aufzustellen, stellt von Seiten der Stadt derweil keine Alternative dar, wie es hieß. (mz)