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Gegen das Vergessen Merseburgerin erhält Stolperstein vor ehemaligem Wohnhaus

Margarethe Bothe wurde 1945 hingerichtet. Warum Domgymnasiasten sich mit ihrem Leben beschäftigen.

12.04.2021, 09:37

Merseburg - Sie war nach ihrem Gefängnisaufenthalt in Leipzig eigentlich von einem Sondergericht freigesprochen worden. Doch die Gestapo wartete schon auf Margarethe Bothe und ließ sie am 12. April 1945 hinrichten. Das Vergehen der Merseburgerin: Sie hatte ihre Vermieter nicht denunziert, die heimlich ausländische Radiosender gehört hatten.

Im Gedenken an Margarethe Bothe wird an ihrem Todestag, dem 12. April, an ihrem früheren Wohnhaus, Lauchstädter Straße 2 in Merseburg (am Kreisverkehr), ein Stolperstein verlegt. Gemeinsame Initiatoren sind die Geschichtswerkstatt Merseburg und Schüler des Domgymnasiums, die hieraus ein Projekt für ihren Geschichtsunterricht gemacht haben.

Schock über Verbrechen der Nazi in der NS-Zeit

„Die Willkür, mit der die eigentlich freigesprochene Margarethe Bothe dann doch hingerichtet wurde, hat mich schon erschreckt“, sagte die 15-jährige Charlotte Heller aus der Klasse 9/3 der MZ. Sie sei froh, dass unser heutiges Rechtssystem so etwas verhindere. Niklas Friedrich (14) erinnert sich daran, dass er mal auf dem Weg zum Sportunterricht an einem anderen Stolperstein vorbeigekommen ist.

Er sei stehengeblieben und habe ihn sich angeschaut. „Dieses Nichtvergessen macht diese Stadt besser, finde ich.“ Er finde es außerdem krass, dass Menschen in der NS-Zeit für Sachen, die für uns heute ganz alltäglich sind - wie zum Beispiel Radio hören - verurteilt oder hingerichtet wurden.

Merseburgerin wurde in Leipzig hingerichtet

Margarethe Bothe war am 27.?Juli 1914 in Merseburg geboren worden. Sie war die Tochter des Merseburger Landrates Gustav Bothe. Ihre Mutter Charlotte war die Tochter des Merseburger Dompredigers und Superintendenten Wilhelm Bithorn. Margarethe begann ihr Studierte der Germanistik, Geschichte und Geografie in Heidelberg und setzte es dann in Leipzig fort, wo sie 1944 auch promovierte.

Von Oktober 1942 bis März 1944 hatte sie ein möbliertes Zimmer bei dem ehemaligen Philosophieprofessor Menzel gemietet. Er und seine Frau hatten Ende 1942 begonnen, ausländische Sender zu hören, was mit Kriegsbeginn, also ab dem 1. September 1939 unter strenge Strafe gestellt worden war. Margarethe Bothe wurde in Leipzig hingerichtet. Ihr Grabe befindet sich auf dem Merseburger Stadtfriedhof neben dem ihrer Großeltern.

Gegen das Vergessen: Stolperstein für Merseburgerin ist ein Projekt für den Geschichtsunterricht

„Ich hatte vor einiger Zeit vor Geschichtslehrern einen Vortrag gehalten, in dem auch das Schicksal von Margarethe Bothe eine Rolle spielte“, erzählte Peter Wetzel von der Geschichtswerkstatt. Englisch- und Geschichtslehrerin Anna-Lousie de Burgh vom Domgymnasium habe daraufhin gesagt, dass es ein interessantes Projekt für ihre Klasse wäre, die Lebensgeschichte und das Schicksal dieser Frau unter die Lupe zu nehmen, wenn im Unterricht das Thema NS-Zeit behandelt würde. „So kamen die Geschichtswerkstatt und die Schüler zusammen.“

Und die Schüler waren tatsächlich mit viel Elan dabei. „Wir haben verschiedene Gruppen gebildet, die sich mit unterschiedlichen Themen befasst haben “, erklärt Charlotte Heller. Eine Gruppe habe sich mit dem Thema Stolperstein befasst, eine mit dem Leben von Margarethe Bothe und eine dritte mit dem Thema Gestapo. Dietmar Eißner von der Geschichtswerkstatt hat das Projekt der Schüler begleitet, gemeinsam mit ihnen die Stolpersteinverlegung organisiert und Genehmigungen eingeholt.

Die Stolpersteinverlegung findet unter Einhaltung der Abstandsregeln am Montag, 12.?April, um 15 Uhr an der Lauchstädter Straße 2 statt. 12. April, 15 Uhr, Stolpersteinverlegung an der Lauchstädter Straße 2. (mz/Undinge Freyberg)