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Engagement Merseburger hat ein Herz für heimatlose Tiere

Der Merseburger Sebastian Spindler unterstützt den Tierhof „100 Hunde“. Warum eine Kündigung in Deutschland Vierbeiner in Brasilien in Not bringt.

Von Undine Freyberg Aktualisiert: 09.01.2022, 16:02
Sebastian Spindler hat den  Tierhof „100 Hunde“ in Brasilien mit aufgebaut und unterstützt ihn finanziell.
Sebastian Spindler hat den Tierhof „100 Hunde“ in Brasilien mit aufgebaut und unterstützt ihn finanziell. Foto: U. Freyberg

Merseburg/MZ - Sebastian Spindler hat schon als Kind davon geträumt, Hunden oder Katzen zu helfen. „Meine Großeltern hatten einen kleinen Hof mit ein paar Tieren. Da habe ich gelernt, wie ehrlich Tiere sind, und dass man sich ohne Worte verstehen kann“, erzählt der 38-Jährige, der gelernter Industriemechaniker ist und unter anderem in Berlin und in der Schweiz als Teamleiter gearbeitet hat. „Doch ich wusste auch schon als Kind, dass man Geld braucht, wenn man helfen will.“ Welche Schwierigkeiten das bedeutet, wenn mal gar kein Geld reinkommt, das merkt der Merseburger gerade bei seinem Engagement für herrenlose Hunde in Südamerika.

Warum er den Hof für Straßenhunde unterstützt

Etwa 2012 war Sebastian Spindler im Internet auf Dita aus Brasilien gestoßen, die sich in ihrem Heimatland für kranke und herrenlose Hunde engagiert. „Wir begannen hin und her zu schreiben und uns auszutauschen“, erzählt er der MZ. Von der Brasilianerin habe er damals beispielsweise erfahren, dass sie in einem kleinen Haus mit Hof lebt, auf dem sie 35 Straßenhunde versorgt.

Wie schrecklich die Situation vor Ort aber tatsächlich ist, hat der Merseburger erst bei seinem ersten Besuch im Jahr 2017 erlebt. „Da Kommunen in Brasilien ein Tierheim haben müssen, hat Dita mit dem Bürgermeister ihres Ortes gesprochen, und der hat tatsächlich ein Grundstück zur Verfügung gestellt, auf dem die Hunde untergebracht werden konnten. Allerdings gab es da mehr als nur ein Problem.“

Das Gelände sei zwar eingezäunt gewesen. „Aber es hat keine Hütten, überdachte Zwinger oder Unterstände für die Tiere gegeben. Es war schrecklich. Also habe ich erstmal angefangen zu bauen, um eine Grundstruktur reinzubringen“, erzählt der 38-Jährige.

Die Zustände auf dem Hof

Vier Monate dauerte sein erster Aufenthalt. Dann kehrte er für fünf Monate zu seinem alten Arbeitgeber in Berlin zurück, um dann für weitere neun Monate in Brasilien zu helfen. „Die Arbeit dort endet nie. Und die Zahl der Hunde wird auch nicht geringer - im Gegenteil. Als wir an einem Tag gezählt haben, waren es 86. Aber am nächsten Morgen hatte man uns wieder fünf Welpen vors Tor gelegt. Und natürlich kümmern wir uns um die Tiere.“

Damals hätten sie sich aber eine Obergrenze gesetzt. „100 Hunde - mehr ist nicht zu schaffen.“ Und so kam es auch, dass der Hof den Namen „100 Hunde“ trägt. Als er zum ersten Mal hinkam, seien es sogar 130 gewesen.

Der Hof liege im Landesinnern, in der Nähe von Paraisopolis. Genauer wolle man das gar nicht sagen, weil sonst immer mehr Hunde gebracht würden. Man versuche zwar auch, Tiere zu vermitteln, aber das sei mehr als schwierig. „Es ist ganz anders als hier in Deutschland. In Brasilien sind die Menschen sehr arm und wollen deshalb kleine Hunde, die wenig fressen“, sagt Sebastian Spindler.

Sein Geld geht nach Brasilien

Spindler hatte sich vor Jahren entschlossen, die Arbeit in Brasilien weiter finanziell zu unterstützen. Das Geld, das er nicht für die Miete oder seinen Lebensunterhalt benötigt, zahlt er auf ein Konto ein, das er extra angelegt hat, damit seine Freunde Dita (42) und Jade (25) in Brasilien den Hof weiter bewirtschaften und die Hunde versorgen können.

„Sie bereiten Futter für die Tiere zu, versorgen Verletzungen und kümmern sich darum, dass sie tierärztlich versorgt werden.“ Man habe jetzt beispielsweise eine Tierärztin gefunden, die Ratenzahlung akzeptiert und auch Rabatt gibt, wenn mehrere Hunde kastriert werden müssen. Trotzdem werde die Situation zunehmend schwieriger.

Kündigung vor Weihnachten

„Wir müssen den Hof in spätestens zwei Jahren verlassen und mussten deshalb ein anderes Grundstück kaufen, und die Unterhaltungskosten für die Tiere haben leider sich mit Corona mehr als verdoppelt.“ Vorher sei man mit 420 Euro pro Monat ausgekommen, mittlerweile brauche man 900 bis 1.000 Euro. „Hinzu kommt, dass mir kurz vor Weihnachten in der Probezeit gekündigt wurde, so dass ich aktuell kein Geld für die Tiere spenden kann. Deshalb suche ich jetzt Menschen, die unser Projekt unterstützen würden. Wenn 1.000 Menschen nur einen Euro pro Monat spenden würden, könnte es funktionieren.“

Wer mehr über das Projekt wissen will, etwas über die Spendenmöglichkeiten erfahren oder Kontakt aufnehmen möchte, findet alle Infos unter dem Link

https://sebastianspindler7.wixsite.com/meinewebsite

Das Bild zeigt Sebastian Spindler auf dem Hof in Brasilien, für den er sich seit Jahren engagiert.
Das Bild zeigt Sebastian Spindler auf dem Hof in Brasilien, für den er sich seit Jahren engagiert.
Foto: Tierhof 100 Hunde