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Merseburg Merseburg: Zentrum «Am Saalehang» veranstaltet Aufklärungstag

Von stefan schröter 30.11.2012, 18:39

Merseburg/MZ. - Was ist ansteckend, was nicht? Beim Aufklärungstag im Jugendzentrum "Am Saalehang" schieben die Auszubildenden der BBS Leuna an einer Tafel die für eine Infizierung bedenklichen und unbedenklichen Situationen aus dem Alltag hin und her. Plötzlich wandert das Symbolbild für Analverkehr aus dem gefährlichen roten Bereich in den ungefährlichen, wo bereits andere nicht-ansteckende Symbolbilder wie "Essen und Trinken" hängen. Der Pädagoge Ants Kiel, der die kleine Gruppe gerade betreut, macht ein erstauntes Gesicht. Eine Schülerin zweifelte zwar noch, doch ihre Mitschülerin überzeugt sie: "Analverkehr! Verstehst du wo 'das' hingeht!?" Doch sie liegt falsch. Das stellt der Pädagoge hinterher auch klar. "Ungeschützter Analverkehr gehört mit zu den häufigsten Übertragungswegen von HIV, vor allem unter Männern", so Kiel, der im Auftrag des Begegnungs- und Beratungszentrum Lebensart e.V. vor Ort ist.

Nach einer Schätzung des Robert-Koch-Instituts ist die Zahl der HIV-Neuinfektionen 2012 gestiegen. Dabei werden die Menschen beim Sex nicht pauschal unvorsichtiger. Eher ist eine andere Entwicklung zu beobachten: "Es gibt eine erhöhte Testbereitschaft. Alle AIDS-Hilfen bieten mittlerweile einen anonymen Schnelltest an, der nach 30 Minuten ein Ergebnis liefert", erklärt Ants Kiel. Den kostenlosen und anonymen Test haben 2011 im Gesundheitsamt Saalekreis 99 Bürger und bis November 2012 ebenfalls 99 Männer und Frauen in Anspruch genommen.

Es ist klar, dass Präventionsarbeit nach wie vor sehr wichtig ist: "Der Bedarf ist groß", sagt Viktoria Eisenhardt von der AIDS-Beratungsstelle des Gesundheitsamtes Saalekreis. Das zeigen auch die Aussagen der Schüler im Jugendzentrum: "Ich habe heute gelernt, dass ich mich nicht mit HIV anstecken kann, wenn ich vom Essen oder Trinken eines Anderen probiere", sagt der 19-jährige Stephan Niederhausen aus Milzau. Er findet den Aufklärungstag sehr wichtig, "weil sich dadurch jeder hier mit dem Thema vertraut macht."

Viele Stationen zum Thema Aids, Verhütung, Sexualität und Liebe durchlaufen er und die anderen Schüler auf spielerische Art: Es werden Bälle geworfen, es wird gewürfelt. "Das ist halt viel besser, als wenn jemand zwei Stunden vor den Schülern referieren würde", sagt Heike Albinsky von der AOK. Die Lehrer bleiben an dem Tag außen vor. "So ist vielleicht auch die Hemmschwelle niedriger bei den Schülern", hofft Melanie Nitschke von der Landesvereinigung für Gesundheit.

Das Jugendzentrum hat den Aufklärungstag zusammen mit dem Gesundheitsamt, der AOK, DAK, AWO-Schwangerenberatung und der BBZ Lebensart durchgeführt.