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Merseburg Merseburg: Wohltätige Sonderangebote im Sozialkaufhaus

Von TIlo Krippendorf 25.06.2012, 18:41

Merseburg/MZ. - Mit günstigen Angeboten locken nicht nur Elektronikmärkte und große Möbelhäuser, auch das Soziale Kaufhaus in Merseburg bietet für wenig Geld eine Menge. Dafür sind hier jedoch keine großen Werbeanzeigen oder bunte Prospekte zu finden. Denn die Ware in dem auffälligen runden Haus ist gebraucht. "Wir sind aber kein Second-Hand-Laden", erklärt Petra Obst und verweist auf die Sachspenden, die quasi den Einkauf eines normalen Kaufhausbetreibers ersetzen. Vor allem Möbel stehen unter der hohen gewölbten Kuppel des Ladens, der bereits zu DDR-Zeiten als Möbelkaufhaus fungierte.

Nur kostenfreie Ware wird hier angenommen. Grundsätzlich wird diese gereinigt und bei Bedarf auch aufgearbeitet oder repariert. Dafür steht in ein paar Nebenräumen eine Werkstatt zur Verfügung. Hier wird gepolstert, geschliffen, geleimt oder lackiert. Am Ende stehen die runderneuerten Schränke, Stühle, Kommoden und Tische hübsch aufbereitet im Verkaufsraum. Petra Obst, die das Projekt Sozialkaufhaus leitet, ist der Meinung, dass nicht nur Hilfsbedürftige hier etwas Schönes finden: "Wir haben viele Stammkunden, die einfach mal vorbeischauen, ob für sie etwas Neues dabei ist."

Einkaufen kann hier also jeder, der einzige Unterschied besteht darin, dass Sozialleistungsempfänger mit entsprechendem Nachweis 19 Prozent weniger zahlen - ihnen wird die Mehrwertsteuer erlassen. Ob eine alte Kommode mit integriertem Radio im Charme der 60er Jahre oder eine moderne Sitzgarnitur - wer sich umschaut entdeckt mit Wahrscheinlichkeit ein passendes Stück. Auch Kleinigkeiten wie Sammeltassen, Gläser oder Porzellanservices lassen sich in den Regalen finden. Sogar Schallplatten locken Musikliebhaber.

"Wir wollen, dass sich auch Harzt-IV-Empfänger etwas kaufen können. Wenn sie auf ein Möbelstück sparen müssen, statt es vielleicht geschenkt zu bekommen, hat es für sie auch einen ganz anderen Wert", so Obst. Eben hier liegt aber auch die Crux des gesamten Projektes. Früher arbeiteten im Sozialkaufhaus und in den Werkstätten mehrere Dutzend Menschen, die meisten waren Ein-Euro-Jobber. Durch eine gesetzliche Regelung ist dies nicht mehr möglich. "Wenn wir die Ware verschenken würden, bekämen wir weiter Unterstützung vom Arbeitsamt. So könnte ich das Kaufhaus aber gar nicht finanzieren", erklärt die Leiterin. Immerhin müsse das Gebäude gepachtet und Betriebskosten gezahlt werden. So arbeiten heute vor allem Freiwillige im Kaufhaus. Neben der Verkaufsfläche gibt es in der Werkstatt und mit dem Transport der Möbel ausreichend Arbeit.

Petra Obst hat dabei auch ein Auge für Details. Die Schrankwände sind mit einigen Büchern bestückt, auf einem Couchtisch liegt ein Deckchen. "Es ist unser Anspruch, auch eine gewisse Verkaufskultur zu haben", erzählt die Projektleiterin, die nach eigenen Angaben schon eine Menge Herzblut investiert hat. Zwar ist der jetzige Standort nicht ideal, "für unsere Zwecke reicht es aber", so Obst. Vor allem der Sprung von Bad Dürrenberg nach Merseburg habe sich gelohnt. "Wir haben rund 10 000 Kunden pro Jahr, in Bad Dürrenberg war es die Hälfte", meint Petra Obst. Mit der Mischung aus Antiquitätenladen und Möbelladen ist das Sozialkaufhaus in jedem Fall für die Zukunft gerüstet.