Merseburg Merseburg: Nur alt und top bringt noch viel Geld
MERSEBURG/MZ. - "Viele haben solche Fotoapparate eben noch irgendwo im Keller oder auf dem Dachboden in irgendeiner Kiste liegen", ist sich Thomas Knorre sicher. Der Bad Dürrenberger gibt aber offen zu, dass er mit einer derart großen Resonanz absolut nicht gerechnet hatte.
Am Sonnabend saß der 51-Jährige zwischen mehreren großen Glasvitrinen im Merseburger Luftfahrt- und Technikmuseum, wo er alle Hände voll zu tun hatte. Knorre, Mitglied im Museumsverein, bot eine Beratung zu den oftmals verstaubten alten Kameras an. "Wer wissen möchte, was sein alter Fotoapparat noch wert ist, und ob das gute Stück vielleicht schon Sammlerwert hat, der ist bei mir genau richtig", sagt Knorre. Vor den Glasvitrinen, in denen eine Vielzahl betagter und teils aufwendig restaurierter Fotoapparate ausgestellt ist, bildete sich eine immer länger werdende Schlange. Offenbar haben viele Leute von dem Angebot Wind bekommen und ihre alten Geräte hervorgekramt.
Auch Familie Ziebell möchte gern wissen, was ihre alten Fotoapparate heutzutage noch wert sind. Gleich eine ganze Tasche voller technischer Geräte schleppte Werner Ziebell mit sich herum, um sie vor Thomas Knorre abzustellen. Kurz darauf kam eine sogenannte Plattenkamera vom Hersteller Praktica zum Vorschein. Der Experte begutachtete das gute Stück eingehend, bemängelte dann, dass einige Teile nicht mehr ganz einwandfrei seien und machte anschließend eine Einschätzung, was den aktuellen Preis angeht. Für zirka 40 Euro könne der Fotoapparat noch an den Mann gebracht werden, meinte Thomas Knorre. "Viele sind enttäuscht, weil sie aufgrund des Alters ihrer Apparate mit mehr gerechnet haben", sagt Thomas Knorre. Einen hohen Sammlerwert genießen laut dem Bad Dürrenberger aber nur solche Geräte, die zu der Zeit, als sie in den Verkauf kamen, zu den technisch hochwertigen gehörten und die daher in nicht so großer Stückzahl hergestellt worden waren. "Außerdem müssen die Fotoapparate noch den Originalzustand aufweisen und sie sollten noch funktionieren", betonte Thomas Knorre. Er habe bei seiner Beratung beispielsweise eine ältere Dame begrüßen können, die mit einem sehr alten und eigentlich sehr wertvollen Apparat zu ihm gekommen war. "Allerdings hatte da jemand irgendwann einmal dran herumgebastelt", bedauert Knorr, der davon spricht, dass der mehr als 100 Jahre alte Apparat im Originalzustand noch locker für mindestens 2 000 Euro hätte verkauft werden können.
"So ist der Wert aber leider gering", sagte Knorre. Seit knapp einem Vierteljahrhundert befasst er sich schon intensiv mit Fotoapparaten. "Ich sammle unter anderem leidenschaftlich Fotoapparate der Marke Beier aus Dresden", erwähnte Knorr, der gemeinsam mit einem Bekannten derzeit mit einer aufwendigen Restaurierung beschäftigt ist. "Eine Kamera Welta Superfekta aus den 30er Jahren haben wir ersteigert", so Knorr. Die Kamera habe ausgesehen, als habe sie drei Jahre auf dem Meeresgrund gelegen. In sämtliche Einzelteile musste der Apparat zerlegt werden, um ihn wieder zu reparieren. "Er wird einen Platz in der Ausstellung hier im Technikmuseum finden", lächelt Knorre.
