Merseburg Merseburg: Merseburger Zaubersprüche in Metall gehauen
merseburg/MZ. - Vor mehr als einem Vierteljahrhundert hat es den Künstler Klaus-Dieter Urban von Halle nach Merseburg verschlagen und seither beschäftigt den heute 65-Jährigen eine Sache, durch die die Domstadt gewissermaßen Weltruhm erlangt hat. Frage man jemanden aus dem Ausland, der sich ein wenig für Germanistik interessiert, ob er etwas mit den Merseburger Zaubersprüchen anfangen kann, dann werde der die Frage höchstwahrscheinlich mit "Ja" beantworten, meint Klaus-Dieter Urban, der von dem Thema regelrecht fasziniert scheint und es daher bedauert, dass bei vielen Einwohnern Merseburgs heutzutage wohl eher das Gegenteil der Fall ist.
"Würde ich hier auf der Straße jemanden nach den Merseburger Zaubersprüchen fragen, würde der wahrscheinlich große Augen machen und so gut wie nichts darüber wissen", so Urban. Die vermeintliche Tatsache hat ihn motiviert, die Merseburger Zaubersprüche etwas mehr in den Blickpunkt zu rücken. Und das auf seine eigene, spezielle Art. Skulpturen aus Metall hat Urban geschaffen. Neben den aufwendig ins Metall getriebenen Zauberspruch-Texten sind viele von den Figuren, die in ihnen vorkommen, zu entdecken. Mythologische Figuren wie etwa Wodan, Baldur, Phol oder auch Sunna und Frija sind unter anderem dabei - ebenso die Idisen, die Klaus-Dieter Urban als Herzstück seiner Figurengruppe bezeichnet. Die Idisen kommen im ersten Teil der Merseburger Zaubersprüche vor, der als Lösezauber bekannt ist. Er soll einen Gefangenen von seinen Fesseln befreien. Der zweite Spruch soll einen verletzten Pferdefuß heilen.
Dem Aspekt hatte der Künstler viel Aufmerksamkeit gewidmet. Urbans Art der Umsetzung soll vor allem auch dazu anregen, sich tiefgründig mit dem Stoff auseinanderzusetzen. Wo die Figurengruppe von Klaus-Dieter Urban zu entdecken ist? Am Aufgang zum Kunsthaus Tiefer Keller hat sie Platz gefunden, was Urban aus mehreren Gründen begrüßt. Zum einen entwickle sich das Kunsthaus Tiefer Keller immer mehr zu einem Besuchermagneten und zum anderen habe er früher ganz in der Nähe gewohnt. Dabei war ursprünglich auch ein anderer Platz für die Figurengruppe in Betracht gezogen worden. Am Bahnhofsplatz sollte sie aufgestellt werden, was aber nicht realisiert wurde. Der Schriftsteller Jürgen Jankofsky, der gemeinsam mit Klaus-Dieter Urban bereits mehrere Projekte auf die Beine gestellt hat, schlägt vor, dass zumindest ein Schild auf dem Merseburger Bahnhofsvorplatz auf die Urbansche Figurengruppe hinweisen könnte.