Merseburg Merseburg: Karten-Betrug im Supermarkt

Merseburg/MZ. - Im Saalekreis wurde jetzt ein EC-Karten-Betrug in einer neuen Dimension aufgedeckt. Unbekannte haben die Lesegeräte an den Kassen in einer Supermarktfiliale manipuliert und sind dadurch in den Besitz der Kontodaten gekommen. Damit haben sie die Konten der Opfer geplündert. "Insgesamt sind uns derzeit elf Fälle bekannt", sagte Polizeisprecher Jürgen Müller: "Wir gehen aber davon aus, dass noch deutlich mehr Fälle dazukommen."
Die Ermittler vermuten, dass die Täter zwei bis drei Wochen lang die Kontodaten ausspionieren konnten. Laut Landeskriminalamt ist es das erste Mal, dass in einem Supermarkt in Sachsen-Anhalt die Lesegeräte manipuliert worden sind. Die Schadenshöhe kann die Polizei derzeit nicht beziffern.
Allein vom Konto einer Steuerberaterin aus Merseburg, die ihren Namen nicht nennen will, haben die Täter etwa 2 500 Euro abgehoben. "Das war zuerst ein großer Schock für mich", sagte sie: "Die haben in Japan täglich 300 bis 400 Euro abgehoben." Die Saalesparkasse hatte das Konto nach einer Woche wegen der ungewöhnlichen Transaktionen gesperrt. Wenn die Kundin nachweist, dass es sich um einen Scheckkartenbetrug handele, werde das Geld erstattet, sagte Jan-Hinrich Suhr von der Saalesparkasse.
Wie die Täter die EC-Karten-Lesegeräte manipuliert haben, ist noch unklar. Die Polizei vermutet, dass die Gauner entweder in die Filiale unbemerkt eingebrochen sind oder sich abends haben einschließen lassen, um die Geräte zu präparieren.
Auf den Merseburger Supermarkt kam die Polizei, nachdem sie von den ersten fünf Opfern die letzten EC-Karten-Bezahlungen verglichen hatte. "Alle hatten in der gleichen Filiale in den vergangenen zwei Wochen eingekauft", sagte Müller. Die Polizei geht von professionellen Betrügern aus.
Klar ist, dass die Täter die Konto- und Kartennummern sowie die Geheimzahlen auf Ersatzkarten kopiert und dann an Automaten außerhalb Europas Geld abgehoben haben. "Das geht rasend schnell", sagte Suhr von der Sparkasse. Die Daten würden elektronisch weitergeschickt und dann vor Ort auf die neue Karte kopiert. Die Masche funktioniere nur außerhalb Europas, denn dort sei die Sicherheitstechnik noch nicht so ausgereift. "In der EU haben sie keine Chance mehr, da sind die Sicherheitssysteme effektiver", sagte Suhr.
Die Polizei geht davon aus, dass die Täter professionelle Scheckkartenbetrüger sind. Suhr geht sogar noch einen Schritt weiter: "Das sind international agierende Banden." Mittlerweile wichen sie auf Lesegeräte in Geschäften und Tankstellen aus, weil die Geldautomaten der Banken in den vergangenen Jahren deutlich sicherer geworden sind. Damit sich so ein Fall möglichst nicht wiederholt, hat die Polizei im Saalekreis am Freitag damit begonnen, alle Geschäfte und Märkte über die Gefahr zu informieren. "Die Verkaufseinrichtungen müssen sich schützen", sagte Müller.
Doch auch die Kunden können es den Betrügern schwerer machen. "Wer kaum außerhalb Europas Urlaub macht, sollte sein Konto für Abhebungen im außereuropäischen Ausland sperren", rät Suhr. Zudem gebe es die Möglichkeit, knappe Tageslimits für Geldautomaten einzuführen. Die Polizei rät zudem, möglichst häufig den Kontostand zu kontrollieren, damit ein Diebstahl möglichst schnell entdeckt werden kann.