Merseburg Merseburg: Erschmecken im Dunkeln
MERSEBURG/MZ. - Getuschel und Gekicher. "Weißt Du schon, was Du da isst?" "Wo ist mein Glas?" Die Hände tasten sich langsam am Teller vorbei. "Upps, fast wär's passiert." Was bei Licht kein Problem ist, wird bei absoluter Dunkelheit zur Herausforderung: Essen und Trinken.
Die Schirners aus Hohenthurm, Halle und Merseburg haben sich auf das Abenteuer eingelassen. Mit der ganzen achtköpfigen Familie - von Oma und Opa bis zu den Enkeln hatten sie für einen gemeinsamen Abend das "Essen im Dunkeln" im Merseburger Restaurant "Imperial" gebucht.
"Eigentlich wollten wir ein Ritteressen machen", erzählt Oma Erika Schirner. "Weil unser Enkel Richard so viel isst wie ein Ritter. Doch als er dann vom Essen im Dunkeln hörte, war er davon ganz begeistert." Obwohl es da einige Überraschungen gibt, denn außer der Wahl zwischen Fleisch, Fisch, vegetarischem oder exotischem Essen weiß niemand, was ihn erwartet. Erschmecken ist an diesem Abend das Zauberwort.
Und von wegen die Augen gewöhnen sich an die Dunkelheit - nicht mal die Hand vor Augen ist da noch zu sehen. "Wir haben etwa drei bis vier Stunden gebraucht bis wir alles zu 100 Prozent verdunkelt hatten", erklärt Gastronom Ingolf Kresinsky, der selbst serviert und sich eines kleines Tricks bedient, damit das Essen auf dem Tisch und nicht auf den Gästen landet. "Ich trage ein Nachtsichtgerät, sonst würde das nicht funktionieren.
Für die Gäste an diesem Abend heißen die Kommandos wie bei der Bundeswehr: "Das Wasser steht auf ein Uhr" oder "Die Rotweinkaraffe steht neben dem Glas. Schenken Sie sich bitte selbst ein." Allein aufstehen, um mal zur Toilette zu gehen, ist nicht. Da muss der Kellner alarmiert werden damit niemand stürzt und sich womöglich verletzt.
Plötzlich ein Schrei. "Iih - was ist das denn? Das riecht ja eklig! Das ess ich nicht" Es ist der zwölfjährige Richard, der gerade seine zweite Vorspeise vor sich hat. Schon die erste kam ihm bei seinem Menü spanisch vor. "Ich weiß nicht was das ist, es fasst sich an wie ein Hähnchenschenkel, nur kleiner." Vater Axel Schirner übernimmt das mit dem kleinen Schenkel. "Schmeckte auch gar nicht schlecht, wirklich." Er selbst hat sich für das exotische Menü entschieden. Kartoffelkroketten und Gemüse zu erkennen, ist kein Problem, aber die Soße? Die riecht und schmeckt nach Schokolade. Ein Irrtum?
Die Auflösung gab es später im erleuchteten Teil des Restaurants. "Ich hatte Kängurufleisch und tatsächlich mit einer Schoko-Chili-Soße", erzählte Axel Schirner. Beim kleinen Hähnchenschenkel hatte er auf Wachtel getippt, die sich allerdings als Frosch entpuppte. "Und das, was Richard gar nicht essen wollte, waren Seidenraupen. Hätt' ich das gewusst, hätte ich mal probiert. Meiner Mutter hat's gegessen", lacht der Mann aus Hohenthurm.
Das Fazit des Abends? "Wir waren zu 110 Prozent begeistert", meinte ein sichtlich beeindruckter Familienvater. "Wir hatten viel Spaß, haben uns nicht bekleckert, und wir würden es immer wieder machen. Es war spannend und eine ganz neue Erfahrung."
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