Mein eigener Chef Mein eigener Chef: Erfolgreich schneidern im Container
Großkayna/MZ. - Nicht jeder hat eine Nähmaschine im Vorgarten stehen. Ines Voigt schon. Die alte "Singer" hat zwar schon lange ausgedient, ist aber jetzt als Hingucker und anschaulicher Hinweis zur Änderungsschneiderei im Hof der jungen Frau ganz nützlich.
Dahin hat sich die 36-Jährige einen Container setzen lassen - das kleine Reich, die Firma sozusagen der Änderungsschneiderin. Alt und Neu findet sich hier auf wenig Raum. Hosen, Röcke, Blusen, die enger, weiter, kürzer gemacht werden müssen. Neuware ist darunter, aber auch Kleidungsstücke, die schon Jahre auf dem Buckel haben - nun einer Änderung bedürfen. Dicht an dicht stehen in der Werkstatt aber auch alte und hochmoderne Nähmaschinen.
Vor sieben Jahren hat sich Ines Voigt selbständig gemacht. Die gelernte Damenmaßschneiderin hatte zuvor "in der Kohle" gearbeitet, dort Garderobe gefertigt. Später wechselte sie in eine private Schneiderei. Nach der Geburt ihrer beiden Kinder schult die junge Frau um, wird Raumausstatterin, bekommt aber keinen Job. Eine Schneiderin aus Leuna habe sie auf den Trichter gebracht, ihren eigenen Weg zu gehen. "Ich hatte eigentlich ein klein bisschen Angst davor oder sagen wir mal Respekt, in die Selbständigkeit zu gehen", schildert sie die Anfänge der Änderungsschneiderei, wo sie sich im Keller des Eigenheimes eine kleine Werkstatt eingerichtet hatte. Die Unsicherheiten, mit denen ein Unternehmer leben müsse, seien anstrengend. Die Änderungsschneiderin gibt zu: "Die eigene Firma zu haben, ist schwierig. Allein davon leben könnte ich nicht."
Und setzt hinzu, dass sie später einmal, wenn die Kinder ihre Hilfe vielleicht nicht mehr so wie jetzt bräuchten, auch gern wieder irgendwo fest angestellt wäre. Jetzt aber mache ihr die Arbeit in ihrem kleinen Container Spaß. Über Mundpropaganda habe sie sich einen festen Kundenstamm im Geiseltal aufgebaut. Längst hat es sich herum gesprochen, dass Ines Voigt nicht nur schnell, sondern zu moderaten Preisen sehr gewissenhaft und solide arbeitet. Gründe, weshalb es nicht leicht ist, bei ihr für die Änderung der Garderobe einen Termin zu bekommen. Das macht die Großkaynaerin dann doch ziemlich stolz.