Langeneichstädt Langeneichstädt: Bürger gegen geplante Biogasanlage

MÜCHELN/MZ - Langeneichstädt will keine Biogasanlage. Das war Mittwochabend im Müchelner Schützenhaus mehr als deutlich zu sehen und zu hören. Rund 150 Langeneichstädter kamen, um die Mitglieder der Ersten Bürgerinitiative (BI) Langeneichstädt im Kampf gegen das Projekt zu unterstützen. Bei einer erweiterten Hauptausschuss-Sitzung des Müchelner Stadtrats - Langeneichstädt ist ein Ortsteil - diskutierten Stadt- und Ortschaftsräte, BI und Einwohner mit der hessischen Firma Abicon GmbH als Investor drei Stunden lang über das umstrittene Projekt.
Der Ortschaftsrat Langeneichstädt kommt in der nächsten Woche zu seiner nächsten Sitzung zusammen. Dann steht ein offizieller Beschluss über die Biogasanlage auf der Tagesordnung. Denn bisher positionierten sich die Räte lediglich in einer Arbeitsberatung. Diese Entscheidung ist dann die Grundlage für die Diskussion im nächsten Müchelner Hauptausschuss. Er wiederum gibt eine Empfehlung für die nächste Stadtratssitzung. (dd)
Klare Absage
Der Satz des Abends kam von Langeneichstädts Ortsbürgermeister Lutz Kloss (parteilos). Bei einer Arbeitsberatung habe sich der Ortschaftsrat eindeutig positioniert. „Wir sind nicht dafür. Man sollte die Maßnahme nicht weiter verfolgen“, erklärte er unter großem Beifall der Gäste. Doch so schnell wollte Abicon nicht aufgeben. Vielleicht müsse man noch einmal über einen anderen Standort und eine geringere Leistung sprechen, meinten die Vertreter. Da wurde Langeneichstädts Ortschaftsrat Andreas Wehmann (CDU) noch deutlicher: „Wir lehnen die Biogasanlage generell ab. Machen Sie die Aktendeckel bitte zu“, forderte er.
Unterstützung kam auch seitens des Müchelner Stadtrates, der ja letztlich einen Beschluss zum Projekt fassen muss. „Ich werde bei meiner Entscheidung der Meinung der Langeneichstädter Rechnung tragen“, versprach Albrecht Steup (CDU). Auch Bürgermeister Andreas Marggraf (parteilos) wurde gefragt, wie er sich positioniert. „Wir unterstützen natürlich die Bürger der Stadt“, antwortete er. Die Verwaltung werde eine entsprechende Beschlussvorlage in den nächsten Hauptausschuss einbringen. Aber konkreter wolle er nicht werden.
„Wir gehen mit einem sehr guten Gefühl. Wir haben einen großen Teilerfolg verbucht“, war das Fazit von Horst Klose, Mitbegründer der BI. Mit seinen Mitstreitern brachte er zahlreiche Argumente vor, die aus ihrer Sicht gegen das Bauvorhaben sprechen. Sicherheitsbedenken waren neben dem befürchteten Verkehrslärm durch die Lkw-Transporte von und zur Anlage und einer möglichen Geruchsbelästigung dabei die Schwerpunkte.
Landwirte besorgt
Bei einem Störfall könnte Gülle aufgrund des natürlichen Gefälles vom Bach Stöbnitz bis in den Geiseltalsee laufen, lautete ein Einwand. Eine Anlage mit 2,8 Megawatt Leistung sei eine Faulgasfabrik und gehöre höchstens in ein Industriegebiet. Die versprochene Strom- und Wärmeleistung wurde von der BI ebenso angezweifelt wie hohe Gewerbesteuereinnahmen. Ortsansässige Landwirte befürchten Monokultur-Anbau, weil vor allem Mais verarbeitet werden soll. „Wir sind die Kornkammer Deutschlands. Wir sollten Nahrungsmittel anbauen. Diese Entwicklung geht in die verkehrte Richtung“, so Steffen Keiling. Abicon wiederum warf der BI vor, schlecht informiert zu sein. Es werde keine Geruchsbelästigung, sondern eine Geruchsminderung geben. Der Verkehr solle nicht durch den Ort, sondern über Feldwege fließen. Es gebe Vorteile zum Beispiel für die Landwirte durch Lieferverträge. Zwei bis drei Arbeitsplätze würden geschaffen. Wärmenetzanschlüsse seien in der Planung. Und die Sicherheitsvorschriften seien enorm.

