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Landwirtschaft Landwirtschaft: Biowärme für ein ganzes Dorf

Von REGINA RETZLAFF 07.12.2009, 15:48

KLEINEICHSTÄDT/MZ. - "Wir haben bereits eine Biogasanlage gebaut und erzeugen damit 500 Kilowatt (KW) Strom, den wir ins Netz einspeisen. Mit der Wärme wiederum beheizen wir unsere Verwaltung, die Werkstatt und betreiben zwei Landwirtschaftstrockner", erklärt Norbert Münch, der Geschäftsführer, der immer auf der Suche nach neuen Standbeinen für sein Unternehmen ist. Neben dem Aufbau der Eierproduktion in Oberschmon und Leimbach hat Münch auch eine Photovoltaic-Anlage auf den Dächern seiner Agrargenossenschaft installieren lassen und eben auch schon eine Biogasanlage gebaut.

Nun ist für 2010 eine weitere in Planung. Sie soll auf der Fläche hinter dem Sportplatz von Kleineichstädt gebaut werden, ebenfalls mit einer Leistung von 500 KW, die wiederum ins Netz eingespeist werden sollen. Außerdem entsteht eine neue Lagerhalle mit einer weiteren Photovoltaic-Anlage. Zur Erschließung wird eine separate Zufahrt angelegt, die später genutzt wird, um mit den Landwirtschaftsfahrzeugen das Dorf zu umfahren. "Dazu haben wir uns Gedanken gemacht, was wir mit der entstehenden Wärme tun wollen", so Münch. Bei Recherchen sei man auf das Dorf Tangeln in der Altmark gestoßen. Hier war ein Wärmekonzept umgesetzt worden, das genau ins Vorhaben der Kleineichstädter Landwirte passt. "Das ganze Dorf Tangeln wird mit Wärme aus einer Biogasanlage der örtlichen Agrargenossenschaft versorgt. Und das könnte hier genauso passieren", erklärt Münch. Deshalb lud man die Kleineichstädter zu einer Info-Veranstaltung ein. Vertreter aus 48 der 71 existierenden Haushalte zeigten Interesse an der Sache. "Es müsste sich eine Wärmegenossenschaft gründen, die den Bau des Rohrnetzes und von drei Wärmetauschern mit jeweils unterschiedlicher Leistung übernimmt. Das würde dann sozusagen Eigentum des gesamten Dorfes werden. Natürlich müsste jeder Hauseigentümer sich einen Hausanschluss und eventuell auch einen Boiler für Warmwasser zulegen. Doch am Ende steht doch der Aufwand in keinem Verhältnis zum erreichten Nutzen", ist sich Münch sicher. "Das Besondere ist, dass wir einen niedrigen stabilen Wärme-Preis für die nächsten 20 Jahre garantieren können, denn so lange bekommen wir die Einspeisungsvergütung für den Strom", wirbt Norbert Münch. Ein Dorf mit Fernwärmeversorgung - das werte die Ortslage auf. Zudem bringe das auch eine Wertsteigerung für die Gebäude.

Wenn man genauer weiß, wie viele Häuser angeschlossen werden sollen und welche Wohnfläche sie haben, könne man genau durchrechnen, welche Ausgaben zunächst auf jeden zukommen und welchen Wärmepreis man am Ende bezahlen müsse. "In der nächsten Bürgerversammlung werden wir dann mit diesen genauen Zahlen hantieren können, so der Geschäftsführer, dessen Unternehmen rund zwei Millionen Euro in das neue Projekt investieren will.