1. MZ.de
  2. >
  3. Lokal
  4. >
  5. Nachrichten Merseburg
  6. >
  7. Landgrafroda: Landgrafroda: Weihnachtsbäcker ohne Rast

Landgrafroda Landgrafroda: Weihnachtsbäcker ohne Rast

Von Tilo Krippendorf 03.12.2013, 20:41
Jana Koch sieht ihre beiden Kinder in der Adventszeit kaum - in der Backstube ist viel zu tun.
Jana Koch sieht ihre beiden Kinder in der Adventszeit kaum - in der Backstube ist viel zu tun. Peter Wölk Lizenz

Landgrafroda/MZ - Drei Monate herrscht in der Bäckerei Koch im kleinen Örtchen Landgrafroda Ausnahmezustand. Der Ofen wird nicht kalt, geschlafen wird nur wenig. Dafür riecht es immer herrlich nach Gewürzen, Orangeat und Rumaroma. Halb zwei geht es in der Nacht für Bäckermeister Gerhard Koch los, so weit, so normal in diesem Job. Doch seit Ende September landen neben Brötchen, Brot und Kuchen auch tausende Stollen in den Händen Kochs - sieben Tage in der Woche.

Ursprünglich waren Christstollen eine Fastenspeise der Adventszeit in Klöstern, da sie nur aus Wasser, Mehl und Hefe bestanden. Auf Butter, Milch oder Eier wurde damals ganz verzichtet. Die erste Erwähnung des Gebäcks von 1329 stammt aus Naumburg. Die Bäckerei Koch stellt neben dem traditionellen Stollen auch wenige Mandelstollen her, allerdings nur auf Bestellung. (tik)

„Es wird von Jahr zu Jahr mehr, teilweise müssen wir leider Kunden wegschicken, weil keine Stollen mehr da sind“, erzählt der Senior, während sein Sohn René im Hintergrund mit Sultaninen gespickte Teiglinge formt. Der Ingenieur arbeitet eigentlich in Wiesbaden, hilft im Urlaub aber in der heimischen Bäckerei mit. „Es ist eine schöne Abwechslung zu meinen eigentlichen Job“, so der Junior. Auch Kochs Tochter Jana, ebenfalls Bäckermeisterin, wuselt unaufhörlich in der Backstube umher. Sie soll den Laden später übernehmen. Die ganze Familie, auch Tante und Onkel, helfen mit, die Bäckerei ist ein waschechter Familienbetrieb.

Dass die Stollen in der Adventszeit in Landgrafroda zur begehrten Mangelware werden, liegt schlicht an deren Beliebtheit. „Wir haben noch nie Werbung gemacht, doch der Ruf unserer Stollen hat sich inzwischen schon weit herumgesprochen“, erklärt Jana Koch. Berlin, Stuttgart, die USA oder Kanada: Die Bestellungen gehen hier quasi im Minutentakt ein. Immer wieder eilt die Bäckermeisterin zum klingelnden Telefon. „Viele Firmen kaufen bei uns dutzendweise Stollen und verschenken sie an Geschäftspartner.“ So spreche sich die Qualität made in Landgrafroda immer weiter herum, so Koch. Doch was macht das Geheimnis von Kochs Stollen aus? Die Zutaten sind die gleichen wie in anderen Bäckereien, doch sollen die Sultaninen etwas Besonderes sein, wird gemunkelt. „Es kommt vor allem auf die Qualität der Zutaten an, da lasse ich nichts drauf kommen“, sagt der Bäckermeister.

Außerdem zähle natürlich auch Erfahrung. Dafür hat Koch einen Spruch auf Lager: „Augenmaß und Handgewicht verlässt den deutschen Bäcker nicht“, grinst er und mixt Mandel- und Zitronenaroma in einer großen Kanne. Mit dem Rezept des Meisters könnte übrigens niemand etwas anfangen: Es ist genau auf den Ofen der Bäckerei abgestimmt. 112 Kilogramm Teig ergeben dabei genau eine Ofenladung voller Stollen.

Nach Weihnachten können Kochs vorerst durchatmen. Doch spätestens im August werden wieder die ersten Anfragen nach den Stollen eintrudeln.

Bei Gerhard Koch ist beim Stollenbacken noch Handarbeit gefragt.
Bei Gerhard Koch ist beim Stollenbacken noch Handarbeit gefragt.
Peter Wölk Lizenz