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Kunstauktion in Merseburg Kunstauktion in Merseburg: Bilder dieser namhaften Künstler gibt es zu ersteigern

Von Undine Freyberg 27.07.2016, 10:30
Wolfgang Mattheuer „Der Nachbar, der will fliegen“, Farbsiebdruck, 1983
Wolfgang Mattheuer „Der Nachbar, der will fliegen“, Farbsiebdruck, 1983 Leipziger Buch- und Kunstantiquariat

Merseburg - Wieviel die Bilder wert sind, die er versteigt, darüber spricht Michael Ulbricht ungern. lässt sich dann aber doch etwas entlocken. „Das teuerste Bild, das ich in diesem Jahr versteigert habe, war ein Neo Rauch. Sein ,Reaktor’ ging für eine fünfstellige Summe weg. Mehr sag ich nicht“, lächelt Auktionator Michael Ulbricht.

Ob die Kasse am Samstag im Merseburger Dom ebenso klingeln wird? Ulbricht, der seit 20 Jahren Kunstauktionen veranstaltet, kommt jedenfalls mit großen Namen: Max Klinger, Otto Dix, Wolfgang Mattheuer, Werner Tübke und Marc Chagall. Ab 15 Uhr heißt es: Zum Ersten, zum Zweiten und zum Dritten! Doch schon ab 11 Uhr können alle Werke, die versteigert werden, im Kreuzgang besichtigt werden.

Mit Mattheuer befreundet

Aber wie kommt man eigentlich an Werke solch namhafter Künstler, um sie dann versteigern zu können? „Die meisten der 53 Werke, die wir am Samstag in unserer Auktion haben, stammen aus Privatsammlungen oder Galeriesammlungen. Wenn man so etwas schon so lange macht und auch erfolgreich, dann kommen die Leute auf einen zu“, erklärt Michael Ulbricht. Mit Wolfgang Mattheuer (1927-2004), einem der bekanntesten Hauptvertreter der sogenannten „Leipziger Schule“, sei er befreundet gewesen. „Da habe ich noch gute Kontakte und bekomme Sachen angeboten.“ Ähnlich sei es bei Otto Dix (1891-1969). „Auch da habe ich gute Verbindungen.“

Wenn sich jemand fragen sollte, warum ein Sammler überhaupt seine Kunst hergibt - dafür hat Ulbricht eine einfache Erklärung: „Wenn Geld gebraucht wird, wird immer zuerst die Kunst verkauft“, meint der Fachmann. Es solle sich aber niemand von den großen Namen abschrecken lassen. „Denn wir bieten auch Kunst für den kleinen Geldbeutel an. Für junge Kunstsammler geht das schon bei 40 Euro los. Wenn man also mal was für den Geburtstag der Schwiegermutter braucht, oder beim Chef eingeladen ist und nicht nur mit einer Flasche Wein antreten will, findet man bei uns vielleicht auch etwas.“

Chagall und andere

Man habe auch lustige Katzenbilder, die gut in ein Kinderzimmer passen würden. „Aber es gibt auch die Miezen auf zwei Beinen, also weibliche Akte“, scherzt Ulbricht, der verspricht, am Samstag auch alle Bilder zu erklären. Von Marc Chagall würden gleich fünf Werke versteigert. Das Bild „Roter Ochse“ (Ulbricht versichert, dass es nichts mit einem in der Region bekannten Gefängnis zu tun hat) mit dem Untertitel „Weihnacht“ sei mit rund 60 bis 70 Zentimetern Höhe großformatig wie andere Bilder in der Versteigerung auch.

Es sei außerdem toll, dass die Willi-Sitte-Galerie und -Stiftung gleich um die Ecke des Doms zu finden sei. „Denn wir bieten unter anderem ein sehr interessantes Werk von Willi Sitte an. Es heißt ,Böser Vogelflug’, und das Besondere daran ist, dass der Holzschnitt dazu zwar schon im Jahr 1948 angefertigt, das Werk selbst aber erst 2004 gedruckt wurde. Warum - das erkläre ich bei der Auktion“, verspricht Ulbricht.

Etwas zum Mitdenken ist Wolfgang Mattheuers „Der Nachbar, der will fliegen“. „Der Nachbar will ja in den Westen abhauen, aber auf dem Bild fliegt er gen Osten. Das ist eben Mattheuer - der Nachbar fliegt einfach einmal um die ganze Welt und kommt so trotzdem in den Westen“, erklärt der Kunstfachmann.

Auktionator schätzt kostenlos

Wer übrigens selbst Kunstwerke sein eigen nennt und gern wissen möchte, was die wert sind, kann Bilder und Grafiken des 20. und 21. Jahrhunderts bis eine Stunde vor Auktionsbeginn kostenlos schätzen lassen. „Vielleicht möchte ja sogar jemand etwas Interessantes verkaufen“, hofft Ulbricht.

30. Juli, 15 Uhr Kunstauktion im Dom. Zur Vorbesichtigung ab 11 Uhr und zur Auktion ist der Zugang kostenfrei. Tipp: Gäste können auch das Kammerkonzert der Urban Strings aus Berlin (17 Uhr) genießen. Es erklingen Bachs „Goldbergvariationen“. Karten sind im Vorverkauf für 11/9/4 Euro erhältlich an der Abendkasse für 14/12 und 6 Euro. (mz)

Max Klinger, „Bär und Elfe“, Radierung 1882
Max Klinger, „Bär und Elfe“, Radierung 1882
Leipziger Buch- und Kunstantiquariat