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Kriminalität in Merseburg Kriminalität in Merseburg: Mehr Schutz vor Gaunern

Von Dirk Skrzypczak 26.01.2016, 10:58
Ein Einbrecher mit Taschenlampe und Brechstange schaut durch die Lamellen einer Jalousie.
Ein Einbrecher mit Taschenlampe und Brechstange schaut durch die Lamellen einer Jalousie. dpa/Symbol

Merseburg - Im Saalekreis suchen immer mehr Hausbesitzer die kostenlose Beratung der Polizei, wie Gebäude wirksam gegen Einbrecher geschützt werden können. 2013 waren Beamte des Reviers in Merseburg bei 354 Vor-Ort-Terminen gefragt. 2014 stieg die Zahl der Beratungen auf 446, 400 davon bei Privatpersonen. „Die Auswertung für das vergangene Jahr folgt noch. Aber das Interesse der Leute, von uns Tipps zu bekommen, ist nach wie vor groß“, sagt Polizeisprecher Jürgen Müller der MZ. Dabei nehmen Experten die Häuser genau unter die Lupe und suchen nach Schwachstellen, wie es professionelle Banden auch tun, wenn sie mögliche Tatorte ausspähen.

Keine Gaunerzinken im Saalekreis

Die sogenannten Gaunerzinken spielen dabei im Saalekreis offenbar aber keine Rolle. Dabei handelt es sich um Geheimzeichen der Verbrecher, mit denen vermeintlich lohnenswerte Gebäude markiert werden. Ist auf dem Grundstück ein bissiger Hund? Wohnen hier eventuell leichtgläubige Leute? Bei einer Einbruchsserie im Landkreis Mansfeld-Südharz, als im Herbst vergangenen Jahres Häuser in Oberröblingen, Edersleben und Sangerhausen geplündert worden waren, sollen in mindestens einem Fall auch Gaunerzinken gefunden worden sein.

„Ich kann nicht ausschließen, dass sich Einbrecher auch im Saalekreis mit Zeichen orientieren, aber konkrete Beispiele dafür haben wir nicht“, so Müller. Ebenfalls gebe es bislang keinen Beweis, dass Körbe für Schuhe oder Kleidung, die Sammler vor Häusern abstellen, in einzelnen Fällen Einbrechern zur Markierung dienen. „Die Farbe der Körbe soll den Gaunern Hinweise geben, ob in dem jeweiligen Objekt etwas zu holen ist oder nicht. Belegen lässt sich das nicht. Aber das Misstrauen der Menschen zeigt, wie vorsichtig die Leute geworden sind“, sagt Müller.

Polizei warnt vor Hysterie

Dabei lässt sich zumindest im Zeitraum zwischen 2012 und 2014 nicht nachweisen, dass die Zahl der Einbrüche im Saalekreis gestiegen ist - im Gegenteil. Wurden 2012 noch 252 Diebstähle aus Wohnungen angezeigt, waren es 2014 nur noch 146. Mit Spannung werden unterdessen die Daten für das vergangene Jahr erwartet. Schließlich halten sich in sozialen Netzwerken hartnäckig jene Meinungen, die in Flüchtlingen potenzielle Einbrecher sehen. Ende Februar werden aktuelle Zahlen für den Saalekreis erwartet - zunächst wird aber das Innenministerium Sachsen-Anhalts seine Kriminalitätsstatistik präsentieren.

Die Polizei rät derweil zur Wachsamkeit, warnt aber auch vor Hysterie. „Man ist kein Spitzel, wenn man verdächtige Dinge der Polizei meldet. Etwa, ob unbekannte Autos auffällig viele Runden in einem Ort drehen“, erklärt Müller. Und natürlich sollte niemand das Umfeld mit der Nase darauf stoßen, dass man in den Urlaub fährt. Viele posten ihr Reiseglück über soziale Kanäle und wundern sich dann darüber, dass sie in ihrer Abwesenheit zu Hause ungebetene Gäste hatten.

Tipps von der Polizei

Polizeisprecher Jürgen Müller kann zum Thema Gaunerzinken übrigens noch eine nette Anekdote beisteuern. Als vor Jahren im kleinen Luppe-Ort Löpitz plötzlich Zeichen auftauchten, die sich als „Tu-Tu“ lasen, wähnten sich die Einwohner schon im Visier einer kriminellen Bande. Später stellte sich heraus, dass es sich offenbar um eine Markierung des ökumenischen Pilgerwegs handelte, der von Leipzig nach Halle führt.

Hausbesitzer, die ihre Gebäude besser schützen wollen, können sich unter der Rufnummer 03461/44 64 39 an das Polizeirevier in Merseburg wenden. (mz)